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Aargau Solothurn Ein Platz für Menschen, die herausfordern

In der Fachwelt nennt man sie «Menschen mit stark herausforderndem Verhalten». Sie sind geistig behindert oder autistisch und können zu Gewalt neigen. Für solche Menschen hat das Wohnheim «Sternbild» in Windisch jetzt zusätzliche Plätze geschaffen.

Es geht um Menschen, die sonst in kaum einer Institution einen Platz finden, wo sie ihren Bedürfnissen entsprechend betreut werden. Meistens sind sie geistig behindert oder autistisch. Manche sind mehrfachbehindert.

Besonders in Stresssituationen können sie sich selber und andere gefährden. Sie können sich schon mal den Kopf blutig schlagen, ihre Kleider zerreissen oder in Stresssituationen auch gewalttätig werden.

«Sternbild» als letzte Hoffnung

Bereits seit Herbst 2015 gibt es im Wohnheim «Sternbild» eine spezielle Wohngruppe für «Menschen mit stark herausforderndem Verhalten». Vier Menschen finden darin ein stabiles Zuhause. Per Anfang Juni 2016 wurde nun eine weitere derartige Wohngruppe eröffnet. Bereits wird sie von zwei Menschen bewohnt.

Für die Betroffenen ist diese Art von Wohngruppe die letzte Hoffnung: «Sie haben alle schon mehrere Heime hinter sich, manche haben Erfahrungen mit starken Medikamenten», erklärt Dani Hohler. Hohler ist Geschäftsführer der Stiftung Faro, welche das Wohnheim «Sternbild» betreibt.

Unsere Mitarbeitenden müssen sich mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen.
Autor: Markus Stalder Leiter Wohnheim «Sternbild»

Die Arbeit in der intensivbetreuten Wohngruppe ist eine grosse Herausforderung. Die Mitarbeitenden werden dafür extra geschult, sagt Markus Stalder, der Leiter des Wohnheims «Sternbild». Verschiedene Sicherheitsmassnahmen sorgen aber dafür, dass auch heikle Situationen glimpflich ausgehen.

Noch mehr Plätze geplant

Box aufklappen Box zuklappen

Noch immer gebe es zu wenig Plätze für «Menschen mit stark herausforderndem Verhalten», sagt Faro-Geschäftsführer Dani Hohler. Werden diese Menschen nicht richtig betreut, sei dies für die Betreuenden und die Angehörigen eine grosse Belastung. Bis 2020 soll im Wohnheim «Sternbild» deshalb eine dritte intensivbetreute Wohngruppe gebaut werden.

So sind an den Wänden beispielsweise rote Knöpfe angebracht. Droht eine Situation zu eskalieren, kann der Betreuer Hilfe rufen. Zudem gibt es einen sogenannten «Time-out-Raum», in dem ein Bewohner vorübergehend eingeschlossen werden kann.

Kleine Schritte zählen

Die grösste Aufgabe der Betreuer sei es, «Signale zu verstehen», sagt Rosey Schär. Sie ist verantwortlich für die Bereiche Wohnen und Agogik. «Was gibt einer Person Schutz, was macht einer Person Freude, aber auch: was beängstigt eine Person». Oft entstünden gewalttätige Situationen, wenn ein Bewohner unter Angst oder Stress leide und dies nicht anders ausdrücken könne.

«Unser Ziel ist es, die Sozialkompetenz unserer Klienten weiter zu entwickeln», sagt Rosey Schär. Oft geschehe dies in kleinen Schritten. Es gibt deshalb auch keine Faustregel, wie lange jemand durchschnittlich in der intensivbetreuten Wohngruppe bleibt.

Die Stiftung Faro

Die Stiftung Faro betreut erwachsene Menschen mit einer geistigen Behinderung oder psychischen Beeinträchtigung. Eine Besonderheit ist die Betreuung von «Menschen mit stark herausforderndem Verhalten». Das Angebot der Stiftung umfasst total 75 Wohnplätze mit Beschäftigung. Dazu kommen 115 geschützte Arbeitsplätze an verschiedenen Standorten. Die Stiftung selbst hat rund 150 Mitarbeitende.

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