Die SVP Aargau will bei den Regierungswahlen im Oktober einen zweiten Sitz gewinnen. Sie schickt Bezirksrichterin Franziska Roth ins Rennen. Auch der amtierende SVP-Regierungsrat Alex Hürzeler tritt erneut an.
Die SVP habe mit einem Wähleranteil von knapp 40 Prozent klar Anspruch auf einen zweiten Sitz in der Regierung, sagte Roth am Mittwoch vor den Medien in Aarau. Die bürgerliche Wählerschaft solle eine echte Auswahl haben bei den Wahlen im Herbst.
Eine unbekannte Frau
Die im Baselbiet aufgewachsene Roth ist seit acht Jahren Präsidentin des Bezirksgerichts Brugg. Die 51-Jährige ist im Aargau bislang kaum bekannt. Sie will aber gemeinsam mit Bildungsdirektor Alex Hürzeler nach eigenen Angaben einen «engagierten Wahlkampf» führen. «Ich freue mich darauf, die vielen Wähler kennen zu lernen», erklärt Roth im Gespräch mit SRF.
Auch ihre fehlende politische Erfahrung könnte ein Handicap sein. «Es ist nun einmal so, dass ich ausser drei Jahren im Einwohnerrat politisch nicht viel vorzuweisen habe», gibt sich Roth selbstkritisch. Zugleich aber betont sie: «Auf der anderen Seite bin ich dadurch auch unverbraucht.»
Eine Kandidatur für FDP und CVP?
Die SVP zielt mit Kandidatin Franziska Roth offensichtlich auch auf Stimmen von CVP und FDP. Roth selber sprach die Wählerinnen und Wähler dieser Parteien an der Medienkonferenz mehrmals direkt an. Und sie gibt sich auch inhaltlich moderat. «Ich bin als Person am Gericht gewohnt, sachlich und zurückhaltend mit Menschen umzugehen», meint sie gegenüber SRF.
Angesprochen auf die Aussage des Parteipräsidenten, Franziska Roth kenne als Gerichtspräsidentin die «Missstände» in unserer Gesellschaft, meint sie: «Dieses Wort wird mich im Wahlkampf nicht begleiten.» Das Wort sei «etwas sehr die rechte Ecke.»
Man werde mit den anderen bürgerlichen Parteien Gespräche führen, sagte Parteipräsident und Nationalrat Thomas Burgherr. FDP und CVP hätten «signalisiert», dass sie eine Kandidatur unterstützen. Allerdings bestreitet Burgherr, dass man die Kandidatin als Konzession an die anderen Parteien gewählt habe.
Kein Kampf gegen Susanne Hochuli?
Gleichzeitig betont Burgherr auch, die SVP trete mit der Doppelkandidatur nicht gegen amtierende Regierungsmitglieder an. Denn im Raum stand und steht der Verdacht, dass es der SVP immer noch um den «Abschuss» von Regierungsrätin Susanne Hochuli geht.
Bereits vor vier Jahren hatte die SVP versucht, einen zweiten Sitz auf Kosten der Grünen zu erobern. Der damalige Kandidat Thomas Burgherr verpasste das absolute Mehr. Die Wähler bestätigten die Zusammensetzung der fünf Mitglieder zählenden Exekutive aus SVP, FDP, CVP, SP und Grünen.
Hochuli hat noch nicht entschieden
Offen ist, ob Regierungsrätin Susanne Hochuli am 23. Oktober erneut antritt. Die 50-jährige Gesundheitsdirektorin lässt sich nicht in die Karten blicken.
Hochuli gehört als erste Grüne und als einzige Frau seit 2009 dem Regierungsrat an. Die für das Thema Asyl zuständige Politikerin eckt vor allem bei den Bürgerlichen immer wieder an.
CVP will freien Sitz verteidigen
Bei der Erneuerungswahl ist der CVP-Sitz in der Regierung frei. Finanzdirektor Roland Brogli legt sein Amt ab. Der 64-Jährige gehört dem Regierungsrat seit 2001 an. Als aussichtsreicher Nachfolger gilt CVP-Grossrat Markus Dieth. Er ist Gemeindeammann von Wettingen.
Erneut antreten werden Justiz- und Polizeidirektor Urs Hofmann (SP) sowie Bau- und Umweltdirektor Stephan Attiger. Der 59-jährige Hofmann wurde 2009 in die Regierung gewählt. Der 49-jährige Attiger schaffte den Einzug vor vier Jahren.
Köpfe zu den Aargauer Regierungsratswahlen 2016
-
Bild 1 von 12. Urs Hofmann (SP, bisher). Als Innendirektor ist Hofmann zuständig für Polizei und Justiz, aber auch für die Volkswirtschaft. Er kämpft unter anderem gegen Gewalt im Fussball und gegen Stellenabbau in der Industrie. Der ehemalige Nationalrat ist ebenfalls seit 2009 Regierungsrat. Im April haben ihn die Genossen für die Wiederwahl nominiert. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 12. Alex Hürzeler (SVP, bisher). Seit 2009 leitet der SVP-Mann aus dem Fricktal das Departement Bildung, Kultur und Sport. Er will im Herbst für eine dritte Amtszeit kandidieren. Im April wurde er von seiner Partei offiziell nominiert. Bildquelle: Kanton Aargau/André Albrecht.
-
Bild 3 von 12. Stephan Attiger (FDP, bisher). Er will noch einmal: Der Badener ist seit 2012 Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt und damit verantwortlich für viele grosse Infrastrukturprojekte im Kanton. Ende April nominierte ihn die FPD an ihrem Parteitag offiziell. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 12. Markus Dieth (CVP, neu). Die Delegierten der CVP Aargau haben den aktuellen Grossratspräsidenten im April offiziell als Regierungsrats-Kandidat nominiert. Der ehemals «höchste Aargauer» galt schon lange als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Finanzdirektor Roland Brogli. Der gestandene CVP-Politiker ist ausserdem Gemeindeammann von Wettingen. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 12. Franziska Roth (SVP, neu). Die Bezirksgerichtspräsidentin von Brugg soll der SVP einen zweiten Sitz in der Regierung verschaffen. «Wir haben Anspruch darauf», sagt Roth und spielt damit auf die beinahe 40 Prozent Wähleranteil ihrer Partei an. Roth gibt sich inhaltlich moderat, hat aber bisher kaum politische Erfahrung. Im April wurde sie offiziell nominiert. Bildquelle: Maurice Velati/SRF.
-
Bild 6 von 12. Robert Obrist (Grüne, neu). Ende Juli präsentierten die Grünen Obrist als Kandidaten. Er soll den Sitz von Susanne Hochuli verteidigen, welche nach zwei Amtsperioden nicht mehr antritt. Robert Obrist ist Ingenieur Agronom und sitzt seit 2014 im Grossen Rat. Bildquelle: ZVG/GRÜNE AARGAU.
-
Bild 7 von 12. Maya Bally (BDP, neu). Die Aargauer Grossrätin Maya Bally will für die BDP einen Sitz im Aargauer Regierungsrat erobern. Die gebürtige Zürcherin lebt seit 2001 in Hendschiken und ist seit 2013 im Grossen Rat. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 8 von 12. Yvonne Feri (SP, neu). Die Nationalrätin soll den frei werdenden Sitz von Susanne Hochuli ergattern. Die Wettingerin hat weit mehr politisches Know How als andere Kandidaten vorzuweisen: Sie sammelte als Gemeinde-, Gross- und Nationalrätin Erfahrung auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene. Bildquelle: ZVG/SP AARGAU.
-
Bild 9 von 12. Ruth Jo Scheier (GLP, neu). Die Aargauer Grossrätin Ruth Jo Scheier tritt für die GLP an und will in die Aargauer Regierung. Die 40-Jährige sitzt seit 2009 im Grossen Rat und seit 2014 im Einwohnerrat von Wettingen. Bildquelle: ZVG.
-
Bild 10 von 12. Die Juso Aargau tritt gleich mit einem Dreierticket an und nominiert drei junge Frauen für den Regierungsrat: Mia Jenni, Ariane Müller und Mia Gujer. Bildquelle: zvg.
-
Bild 11 von 12. Jil Lüscher stellt sich als Parteilose für den Aargauer Regierungsrat zur Wahl. Die 59-jährige Journalistin ist in Muhen aufgewachsen und wohnt heute in Zofingen. Bildquelle: zvg.
-
Bild 12 von 12. Dauerkandidat Pius Lischer stellt sich auch bei den diesjährigen Aargauer Regierungsratswahlen wieder zur Wahl. Bildquelle: Keystone.