Es geht um weit mehr als nur um einen neuen Tunnel. Das weiss auch Schinznachs Gemeindeammann Urs Leuthard: «Wir haben das schon realisiert, dass wir ein wichtiger geografischer Punkt sind. Wir sind hier mittendrin», sagte Leuthard im Juni zu SRF. Mittendrin zwischen Rotterdam und Mailand, an der wichtigen Strecke durch den neuen Gotthard-Basistunnel.
Die Schweiz möchte die Strecke für über 700 Millionen Franken durchgehend so ausbauen, dass künftig auch grosse Lastwagen mit der Bahn transportiert werden können. Ein «4-Meter-Korridor» soll entstehen. Heute passen die 4 Meter hohen Züge, welche Lastwagen von Nord nach Süd transportieren, nicht durch alle Tunnels. Insbesondere der Bözbergtunnel im Aargau stellt ein Hindernis dar.
4 Jahre Bauzeit für 2,7 Kilometer
Geplant ist, dass sich 200 Arbeiter mit einer Tunnelbohrmaschine 2,7 Kilometer durch den Berg bohren und dabei rund 520‘000 Kubikmeter Ausbruchmaterial herausschaffen. Ein komplett neuer Tunnel für 350 Millionen Franken soll entstehen, parallel zum bestehenden Tunnel, der nach dem Bau als Rettungsstollen dienen soll.
Bis zum 18. August konnten Betroffene in den Gemeinden Effingen, Bözberg, Schinznach, Schinznach-Bad, Zeihen, Holderbank und Möriken-Wildegg gegen die Tunnel-Pläne Einsprache machen. Fünf der acht Gemeinden haben dies getan: Effingen, Schinznach, Zeihen, Holderbank und Möriken-Wildegg.
Einsprecher sind nicht grundsätzlich gegen den Tunnel
Trotz Einsprache sind die Gemeinden nicht grundsätzlich gegen den Bözbergtunnel. «Wir möchten, dass die Lärmschutzwände mit der Aushebung des Tunnels gestellt werden», sagt Andreas Thommen, Gemeindeammann von Effingen gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. Er erklärt weiter, dass die SBB bis anhin geplant habe, eine Lärmmessung erst nach der Eröffnung durchzuführen. Dies sei ihnen zu lange.
In Holderbank und Möriken-Wildegg hingegen bemängelt man die Planung des Abtransports vom Aushub-Material. «Wir sind der Meinung, dass die Verkehrsbelastung zu hoch ist, wenn die Lastwagen durch die Dörfer fahren», sagt Herbert Anderegg, Gemeindeammann von Holderbank. Holderbank verlangt eine bessere Lösung.
«Für die Bevölkerung erträglich»
Am meisten betroffen von der grossen Baustelle wäre die Gemeinde Schinznach. Gemeindeammann Urs Leuthard hatte im Juni trotzdem nicht mit grossem Widerstand gerechnet: «Wir haben ja bereits Erfahrungen vom Bözberg-Autobahntunnel. Bei diesem Bau haben wir gute Erfahrungen gemacht. Wir sind im Gespräch mit der SBB und den Baufirmen, und ich glaube, wir können das so realisieren, dass es für die Bevölkerung erträglich sein wird», meinte Leuthard damals.