Dass die Stadtzürcher Freisinnigen bei den Stadtratswahlen am 21. April 2013 dermassen unter die Räder gerieten, ärgert auch Philipp Müller. Den Fehler ortete Müller in der Wahl des Kandidaten. Wichtig sei, dass diese «authentisch sind, sich nicht mit dem politischen Gegner anbiedern und einen ehrlichen Wahlkampf machen». Diese Grundregel habe etwa die Solothurner FDP beherzigt und deshalb auch Erfolg gehabt, ist Philipp Müller überzeugt, die Stadtzürcher Partei habe indes von Anfang an Fehler gemacht. «Nur wer authentisch ist, ist auch glaubwürdig» und deshalb erfolgreich, meint Müller.
Provokateur mit klaren Positionen
«Der Stadtzürcher Freisinn wollte es allen recht machen und hat deshalb verloren», schrieb die NZZ in ihrem Kommentar. Ganz anders Philipp Müller: Er will es eben nicht allen recht machen, im Gegenteil. Müller provoziert gern, seine politische Position ist klar definiert: liberal und rechts der Mitte.
Er provoziere aber nicht um der Provokation willen, betont Müller, wichtig sei nämlich nicht nur der Inhalt einer Botschaft, «sondern auch, wie dieser Inhalt vermittelt wird.» Nur so habe man eine Chance, in den heutigen Medien überhaupt wahrgenommen zu werden.
Seine pointierte Art, seine Provokation, würden bei in seiner Partei gut ankommen, behauptet Müller. «Die Freisinnigen lassen sich wieder mobilisieren, sie glauben wieder an die freiheitliche Idee in diesem Land», ist Müller überzeugt. Und deshalb glaubt er auch, dass die Schweiz die kommenden Herausforderungen sowohl von links und als auch von rechts meistern werde. Müller ist der Meinung, dass die wirtschaftliche Ordnung in der Schweiz, unser aller Wohlstand durch Forderungen der Linken wie die 1:12-Initiative gefährdet sind. Dagegen wolle er sich wehren, gemeinsam mit den anderen bürgerlichen Parteien.
Das Leben aus dem Koffer gefällt Müller
Dass dem Freisinn das Image einer Wirtschaftspartei anhaftet, bringt den Präsidenten der nationalen FDP in Rage: «Sind wir bereits so weit, dass der Begriff Wirtschaft zu einem Schimpfwort verkommen ist«, fragt er zurück.
Nur eine freie Wirtschaft schaffe Arbeitsplätze, wehrt sich Müller, nicht die Politik; ohne Arbeitsplätze kein Wohlstand in der Schweiz, so sein klares Credo.
Seit einem Jahr ist Philipp Müller mehr unterwegs als zu Hause in Reinach im Aargauer Wynental. Doch das stört ihn nicht. «Ich habe ja gewusst, was auf mich zukommt», sagt er. Und dieses Leben unterwegs gefällt ihm, «weg von den Dossiers, hin zu den Leuten», das mache er «sehr, sehr gern».
Müller teilt gerne aus, kann aber auch einstecken. Dieses Wechselbad der Gefühle liebt der Vollblutpolitiker. Und deshalb ist bei ihm überhaupt noch keine Müdigkeit auszumachen. «Das Amt macht mir Spass, und so lange ich Spass habe, denke ich nicht an Rücktritt», hält Müller fest. 2015 sind die nächsten nationalen Wahlen. Diese will Philipp Müller ganz sicher noch als FDP-Präsident erleben.