Als 1913 der Grenchenbergtunnel gebohrt wurde, ergossen sich Unmengen an Wasser in den Tunnel und erschwerten die Bauarbeiten. Und noch heute strömt unablässig warmes Wasser aus dem 8,5 Kilometer langen Eisenbahntunnel zwischen Grenchen und Moutier. Genutzt wird das Wasser aber kaum.
Bruno Hösli vom Planungsbüro Planar möchte dies ändern. Er hat für die Region Grenchen-Büren einen Energie-Richtplan verfasst und zeigt darin das Potential des Tunnel-Wassers auf: «Es ist 14 Grad warm, auch im Winter. Es wäre geeignet als Wärmequelle. Man könnte das Wasser auf 4 Grad abkühlen und die Wärme nutzen zum Heizen, oder um im Sommer Betriebe zu kühlen», erklärte Hösli am Dienstag im Grenchner Gemeinderat.
Die Kläranlage als Heizung
Auch das zehn Grad warme Wasser der Grenchner Kläranlage liesse sich nutzen, sagt Energie-Planer Bruno Hösli. Alleine mit dem Wasser aus Kläranlage und Eisenbahntunnel könnte ein Viertel des ganzen Wärme-Verbrauchs der Stadt Grenchen abgedeckt werden, sagt Hösli im Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF.
Neben Kläranlage und Tunnel existieren in Grenchen weitere Orte, die Energie erzeugen oder erzeugen könnten. Auch die Abwärme einiger Firmen liesse sich besser nutzen. Wo welche Energie vorhanden ist, und wie sie am besten gefördert werden könnte, zeigt der Energie-Richtplan auf, der am Dienstagabend im Grenchner Gemeinderat vorgestellt worden ist.
Zusammenarbeit mit Berner Gemeinden
Im Kanton Solothurn verfügen bereits Olten und Solothurn über Energie-Richtpläne. Diese sind aber auf das Gebiet der Stadt begrenzt. Im Fall von Grenchen handelt es sich um einen Richtplan für die ganze Region. Neben Bettlach sind auch Berner Gemeinden wie Büren an der Aare beteiligt.
Eigentlich ist der Kanton Bern sogar der Grund, weshalb der Richtplan erstellt worden ist. Bern verlangt von seinen grösseren Gemeinden – zu denen Büren an der Aare zählt – einen Energie-Richtplan. Und weil Büren der gleichen Regionalplanungsgruppe wie Grenchen angehört, wurde der Richtplan nun über die Kantonsgrenzen hinweg erstellt.
Richtplan ist nur ein Grundlagenpapier
Der Richtplan zeigt auf, wie man Energien in diesem Gebiet optimal nutzen könnte. Was nun damit genau geschieht, ist allerdings offen. Zunächst liegt der Ball bei den Gemeinderäten. Diese können bis im Frühling 2014 Stellung nehmen zum Energie-Richtplan.
Offen ist insbesondere, wie verbindlich die im Richtplan gemachten Vorschläge sein sollen. Dass diese Frage brisant sein kann, zeigt ein Beispiel aus der Stadt Solothurn. Dort wurde kürzlich laut darüber gestritten, ob in einem Quartier für Hausbesitzer eine Anschlusspflicht ans Fernwärme-Netz gelten soll. Solche Fragen werden auch Grenchen noch beschäftigen.
Premiere für den neuen Stadtpräsidenten
Die Sitzung des Grenchner Gemeinderats am Dienstagabend war die erste unter François Scheidegger. In einer Ansprache verdeutlichte der neue Stadtpräsident, wie er sich das Politisieren in Grenchen künftig vorstellt: «Die Politik hat der Bevölkerung zu dienen und darf nicht zum Schauplatz für Selbstinszenierungen werden.» Und: «Wichtig ist, dass wir beim politischen Diskurs auf der Sachebene bleiben. Polemisieren wir nicht, seien wir offen für Neues und begegnen wir unserem politischen Mitbewerber ohne ideologischen Scheuklappen, mit Respekt und Wohlwollen.»
Zudem möchte Stadtpräsident Scheidegger mehr Transparenz herstellen: «Es soll für alle nachvollziehbar und erklärbar sein, was warum entschieden wird. So sollen zum Beispiel in Zukunft wirklich nur jene Geschäfte vertraulich klassiert sein, die es wirklich sind.»