Seit Jahrzehnten kümmert sich der Verein Schwanenkolonie Hallwilersee um die Schwäne auf dem See. Er schaut, dass die Tiere im Winter genügend Futter haben. Und er nimmt den Schwänen die Eier weg, wenn die Population zu gross wird. Jedenfalls machte er das bis vor Kurzem.
Jetzt allerdings sieht sich der Verein seiner Aufgabe beraubt. Der Grund: Der Kanton Aargau hat seine Schwanen-Politik geändert. Erwin Osterwalder, Bereichsleiter Jagd, bestätigt: «Der Umgang mit dem Schwan war sehr künstlich. Wir wollen die Natur wieder mehr zum Zug kommen lassen».
Ein Verein hat nichts mehr zu tun
Die Schwäne füttern, bis sie sich vermehren, und ihnen dann die Eier wegnehmen, weil es zu viele Tiere hat: In den Augen des Kantons ist dies ein unsinniger Kreislauf. Der Kanton will die Schwäne deshalb jetzt sich selber überlassen. Dann könnte sich der Bestand von selbst, ganz natürlich regulieren.
Was heisst das für den Verein Schwanenkolonie Hallwilersee? Auf der letzten Inspektionsfahrt habe es viele enttäuschte Vereinsmitglieder gegeben, berichtet das Wynentaler Blatt am Dienstag. Weil sie nichts hätten machen dürfen, sei die Inspektionsfahrt eher eine Seerundfahrt gewesen.
Schwanenvater kontert Vorwürfe
Braucht es den Verein Schwanenkolonie also gar nicht mehr? Präsidentin Priska Kaufmann gibt sich auf Anfrage von Radio SRF sehr zurückhaltend. Es sei eine schwierige Zeit für den Verein. Man wolle mit dem Kanton ins Reine kommen und deshalb derzeit keine Interviews geben.
Ein bisschen auskunftsfreudiger zeigt sich Schwanenvater Hans Häfeli, der sich im Auftrag des Vereins an vorderster Front um die rund 60 Schwäne auf dem Hallwilersee kümmert. Er widerspricht den Vorwürfen des Kantons. Gefüttert werde nur gezielt, im Winter, nicht regelmässig. Und hätte der Verein nicht ständig die Population reguliert, hätte es heute noch viel mehr Schwäne auf dem See.
Zweifel an der neuen Schwanen-Politik
Schwanenvater Häfeli glaubt nicht, dass die neue Schwanen-Politik des Kantons lange funktioniert. Hätten die Schwäne Hunger, würden sie an Land den Bauern das Gras wegfressen. Das führe zu neuen Problemen.
Von einer Zunahme an Landschäden könnte der Verein profitieren. Dann könnte er vielleicht wieder eine Bewilligung erhalten, um bei den Schwänen einzugreifen. Das zumindest scheint die Hoffnung des Vereins zu sein, der momentan ohne Aufgabe dasteht.