Aargau Solothurn - Handwerk aus einer anderen Zeit: Der Fell-Gerber aus Zofingen
Er pflegt das Handwerk seines Grossvaters: Kurt Friderich ist einer von zwei verbliebenen Gerbern in der Schweiz. Die Friderich AG verarbeitet seit 1896 Felle und Leder in einer kleinen Fabrik in Zofingen. Ein altes Handwerk mit unsicheren Aussichten.
Eine Lehre kann man nicht mehr machen in diesem Beruf, neue Maschinen gibt es nicht für diesen Gewerbezweig: Kurt Friderich ist als Gerber ein echter Exot. Gerade noch zwei Gerbereien gibt es in der Schweiz. Die Firma von Friderich in Zofingen und eine im Berner Oberland.
«Früher habe ich die Textil- und Schuhindustrie beliefert. Aber diese Firmen gibt es nicht mehr», sagt Kurt Friderich. Heute beliefert er zum Beispiel Hofläden von Bauern, die ihre eigenen Tiere in Zofingen zu Fellen verarbeiten lassen. «Das spricht Kunden an, die wissen wollen, welches Tier bei ihnen im Wohnzimmer liegt», sagt Friderich.
Nischenprodukte gegen Grossverteiler
Seine Gerberei hat sich auf Nischenprodukte spezialisiert. Weisse Schaf-Felle zum Beispiel erhält man auch im Grossverteiler oder im schwedischen Möbelhaus - zu Preisen ab 40 Franken. Im Fell-Shop von Kurt Friderich kostet so ein Fell über 100 Franken. Dafür erhält man ein echtes Schweizer Produkt. Und ein echtes Handwerksprodukt.
Die Gerberei in Zofingen wirkt wie aus der Zeit gefallen: Uralte Maschinen, Holzfässer. Kurt Friderich weiss nicht, wie lange es seine Firma noch gibt. Er sucht einen Nachfolger, wurde bisher aber nicht fündig. Immerhin: Aktuell hat er keine Absatzprobleme. Denn Fell ist wieder im Trend. Restaurants beziehen ihre Terassen-Stühle mit Schaffell, am Kragen von Wintermänteln ist plötzlich wieder Fuchshaar gefragt.
Dabei betont Friderich, dass er mit der Pelz-Industrie nichts zu tun habe. «Edelpelz mit Tieren in Zuchtbetrieben, dagegen bin ich auch, vor allem wenn die Tierhaltung nicht stimmt.» Er setze aber auf nachhaltige Produktion. «Ich will, dass zum Beispiel die Jäger das Fell der erlegten Füchse nicht in den Abfall werfen, sondern dass das ganze Tier verwendet wird. Das Fell ist quasi ein Recycling-Produkt aus der Fleischproduktion.»
Vorsichtiger Optimismus für die Zukunft
Trotz Boom im Markt: Friderich bleibt seinen Nischenprodukten treu. «Wir sind zu klein für den Export von Fellen. Und ausbauen können wir nicht: Ich finde keine Maschinen und kein Personal.» Friderich gerbt Felle, die für die Industrie im Ausland zu kompliziert sind. Langhaarige Rinder, Haustiere als Andenken für Tierhalter.
«Es gibt Gerber in der Schweiz, so lange die Leute etwas mehr bezahlen für diese Produkte», glaubt Friderich. «Wenn die Kunden nur noch auf das Geld schauen, dann werden die beiden letzten Betriebe auch noch verschwinden.» Oder aber sie verschwinden, weil es schlicht keine Leute mehr gibt, die das aufwändige Handwerk in dieser ursprünglichen Form beherrschen.
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