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Aargau Solothurn Hermann Burger – mit Stumpen und Ferrari in den Literaturhimmel

Er rauchte viel, vor allem Stumpen, fuhr gerne schnelle Autos und war ein vom Tod besessener wortgewaltiger Literat: der Aargauer Schriftsteller Hermann Burger. Am 28. Februar 1989 schied er freiwillig aus dem Leben, erst 46 Jahre alt. Dieser Tage nun ist Burgers Gesamtwerk neu aufgelegt worden.

Hermann Bruger stammte aus dem Aargauer Stumpenland, aus dem Wynental, genauer aus Menziken. Wie auch Klaus Merz, der andere berühmte Autor aus diesem Dorf. Die beiden kannten sich, waren Freunde. «Für mich war er ein Lustiger, ein Lüpfiger. Wir nannte ihn auch Daniel Düsentrieb, weil er so erfinderisch war», sagt Merz im Gespräch mit dem Regionaljournal von Radio SRF.

Noch heute schimmert bei Klaus Merz Bewunderung für seinen vor 25 Jahren verstorbenen Kollegen durch: «Mir bleibt er auch als vielseitig begabter Mensch in Erinnerung», erinnert sich Merz weiter. Musik, Zeichnen, Mathematik, das alles fiel ihm leicht. Zuerst studierte Burger an der ETH Architektur, erst später Germanistik.

Doch schon bald zeigte sich Burgers Krankheit, seine manisch-depressive Seite, die ihn schliesslich zu Boden zwang. Einer seiner besten Freunde war der spätere Bundesrat Kapsar Villiger, den er schon als Jugendlicher kennen lernte und der bis zuletzt einer seiner besten Freunde blieb.

Die Depression wuchs und erfasste ihn in Wellen.
Autor: Kaspar Villiger Alt-Bundesrat

«Sein (Burgers) Sinn für das Absurde verlor zusehends an Heiterkeit, bekam einen bitteren Beigeschmack», schreibt Villiger im Nachwort zur Neuauflage von Burgers Roman «Brenner». «Die Depression wuchs und erfasste ihn in Wellen. Bisweilen entstand für kurze Momente wieder die alte Nähe, bisweilen fand ich mich hilflos und ausserstande, den Panzer der Depression zu durchdringen.»

Aus dem Archiv

Immer mehr sprach Burger über Selbstmord. Am 26. Februar 1989 sagte er in einem Interview mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn, auf den Tod angesprochen: «Der Tod ist sehr nahe, näher als auch schon.» Zwei Tage später setzte er seinem Leben auf Schloss Brunegg mit einer Überdosis Schlafmitteln ein Ende.

Grosses Renommee

Burgers Renommee als Literat war gross. Seine Sprache wurde gemeinhin als brillant, wortreich, komplex, artistisch umschrieben. Er galt als einer der bedeutendsten Schrifsteller der Schweiz nach Dürrenmatt und Frisch. «Burger hat sich mit dem Roman «Schilten» einen eigenen Burgerschen Kosmos geschaffen», sagt Klaus Merz, «mehr kann ein Literat nicht erreichen.»

Er rauchte zu viele Stumpen, er fuhr in einem roten Ferrari durch die Gegend, meist zu schnell, er passte so gar nicht in die damalige Zeit der Nach-68er-Autoren. Im Gegenteil: Er verfasste gegen alle Linksextremisten ein böses Gedicht, erinnert sich Merz.

Burgers letzter Roman «Brenner» war ein Stumpenroman, gewidmet seinem Freund Kaspar Villiger. Der Roman erschien einen Tag nach Burgers Tod.

Auszeichnungen

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  • 1977 Preis Schweizerischen Schillerstiftung
  • 1980 Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis
  • 1983 Friedr­ich-Hölderl­­in-Literaturp­­reis
  • 1984 Aargauer Literaturpreis
  • 1985 Ingeborg-Bachmann-Preis
  • 1988 Preis Schweizerischen Schillerstiftung für sein Gesamtwerk

Hermann Burger

Hermann Burger wurde 1942 in Menziken im Kanton Aargau geboren. Als jugendlicher spielte er verschiedene Instrumente in einer Jazz-Band. An der Universität Zürich studierte er Germanistik und Kunstgeschichte. Ab 1975 war er als Privatdozent für Neuere Deutsche Literatur an der ETH Zürich tätig.

Bereits als Student veröffentlichte er 1967 seinen ersten Gedichtband: «Rauchsignale». 1976 erschien «Schilten», der erste Roman . Seine Werke wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.

Beim «Aargauer Tagblatt» arbeitete er als Feuilltonredaktor. Burger war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er starb am 28. Februar 1989 im aargauischen Brunegg. Er wählte den Freitod.

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