Rund 100 Poststellen werden jedes Jahr in der Schweiz geschlossen. Weil die Leute ihre Rechnungen lieber zu Hause am Computer zahlen, und lieber Mails als handgeschriebene Briefe verschicken.
Auch in der 1200-Seelen-Gemeinde Niederwil im Bezirk Bremgarten scheinen die Tage der Poststelle gezählt. Trotz heftigem Widerstand der Bevölkerung in der Region: Über 2000 haben eine Petition unterschrieben, dass die Poststelle erhalten bleiben soll.
Gemeinderat hat einen Fehler gemacht
Das Problem: Im März hat der Gemeinderat mit der Post eine einvernehmliche Lösung abgeschlossen: Aus der Poststelle soll eine Postagentur im Volg werden. Erst später hat der Gemeinderat seine Meinung geändert.
Diese Vereinbarung sei verbindlich, sagt nun die unabhängige Behörde PostCom und schmettert die Beschwerde der Gemeinde ab. «Der Gemeinderat hat tatsächlich damals einen Fehler gemacht», gibt Gemeindeammann Walter Koch gegenüber Radio SRF zu.
Allerdings sei man von der Post damals nicht fair informiert worden, kritisiert Koch. Hätte man gewusst, dass in der Region noch andere Poststellen geschlossen werden, hätte man die Vereinbarung nicht unterschrieben.
Rüffel für die Post
Trotz seines Fehlers und trotz des Negativ-Entscheids der Aufsichtsbehörde PostCom schöpft der Gemeinderat ein bisschen Hoffnung. Noch hat die Post von der Behörde nämlich nicht definitiv grünes Licht für die Schliessung erhalten. Zuerst müsse die Post noch mit den drei Nachbargemeinden Stetten, Fischbach-Göslikon und Tägerig sprechen, hat die Postcom entschieden.
Die drei Nachbargemeinden, wo bereits nur noch Postagenturen bestehen, sind nämlich ebenfalls von der Schliessung der Post Niederwil betroffen. Niederwil ist für sie die Abholstelle für avisierte Spezialsendungen wie Betreibungsurkunden, Zahlungsanweisungen und Nachnahmen.
Die Schweizerische Post informierte diese drei Nachbargemeinden erst nachträglich über den Wechsel der Abholstelle. Daher rüffelt die PostCom die Post. Diese habe die Vorgaben für die Dialogführung mit den Gemeinden gemäss Postverordnung nicht erfüllt und müsse den Dialog nun nachholen.
Hoffnungsschimmer
Niederwil könne in diesen Dialog freiwillig einbezogen werden, sagt die PostCom. Ob sie das macht, kann die Schweizerische Post noch nicht sagen. Man nehme die Empfehlung zur Kenntnis, heisst es auf Anfrage.
Niederwil aber hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Im Dialog sieht der Gemeindeammann die Chance, weiter für den Erhalt der Poststelle zu kämpfen. «Bis wir effektiv chancenlos dastehen, solange kämpfen wir», sagt Walter Koch trotzig.