Jedes Jahr gibt es zwischen Eltern und Lehrern hunderte Streitfälle. Es geht dabei zum Beispiel um die Bestrafung des Nachwuchses, die Noten oder auch die Übertritte in eine neue Klasse. Immer öfter ziehen dabei die Eltern einen Rechtsanwalt bei. Dies hat man sowohl bei der Aargauer Bildungsdirektion, wie auch bei der Vereinigung der Schulpflegepräsidenten festgestellt.
Wie der Präsident der Schulpflegepräsidentenvereinigung, Franco Corsiglia, gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF sagte, gebe es mehrere Gründe. Einerseits hinterfragen die Eltern vermehrt die Entscheidungen der Lehrer. Andererseits werde der Schulbetrieb immer komplexer. Häufig seien die Eltern, aber teilweise auch die Lehrer, überfordert. Deshalb lassen sie sich vermehrt von einem Juristen beraten. Dazu kommt, dass die Eltern heute die nötigen Finanzen haben und sich einen Anwalt auch leiten können. Laut der Schätzung von Corsiglia wird heute bei jedem fünften Streitfall ein Anwalt beigezogen.
Anwälte als Vermittler
Bei der Aargauer Bildungsdirektion sieht man auch eine positive Seite der Entwicklung. Anwälte könnten zum Beispiel zwischen den Eltern und der Schule vermitteln. Die Bildungsdirektion rät den Schulen jedoch nicht, selbst einen Anwalt zu nehmen. Es soll keine Verrechtlichung der Schulen geben, sagte Hans-Jürg Roth, Leiter des Rechtsdienstes der Bildungsdirektion, auf Anfrage.
Die meisten Streitfälle kann die Schulpflege lösen. In 60 bis 70 Fällen pro Jahr ziehen die Eltern den Fall jedoch weiter bis vor den Aargauer Regierungsrat. In wenigen Einzelfällen wird sogar das Verwaltungsgericht angerufen. Theoretisch wäre sogar ein Weiterzug bis vors Bundesgericht möglich.