Schon seit Jahrhunderten bildet der Erzbach eine politische Grenze zwischen den Gemeinden Erlinsbach im Kanton Solothurn und Erlinsbach im Kanton Aargau. 1528 spitzte sich die Lage aber zu, als sich Bern, zu dessen Herrschaft Erlinsbach AG gehörte, zur Reformation bekannte. Für die Menschen rechts und links des Erzbachs begann eine schwierige Situation.
Noch heute sieht man Spuren davon: In Erlinsbach AG gibt es den Reformationsweg, der den reformierten den Weg zur Kirche ermöglichte, ohne katholischen Boden zu betreten. Analog dazu gibt es in Erlinsbach SO den Pfaffenweg.
Übername «Speuz»
Noch weit bis ins 20. Jahrundert war das Verhältnis zwischen den beiden Erlinsbach, zwischen den beiden Konfessionen, gespannt. Man spuckte sich über den Erzbach an. Davon kommt auch der Übername von Erlinsbach: «Speuz».
Es blieb aber nicht bei Bubenstreichen: «Wer jemanden aus dem andern Dorfteil heiratete, war ein Aussenseiter, selbst in der eigenen Familie», erzählt die reformierte Erlinsbacher Pfarrerin Simone Wüthrich.
Die Situation entspannte sich erst in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. 1973 feierten die beiden Erlinsbach gemeinsam ihr 800-Jahr-Jubiläum. 1979 wurde mit der Zusammenlegung der Schule begonnen. Die Dörfer wuchsen, und wuchsen zusammen. 2006 fusionierten die beiden Solothurner Gemeinden Nieder- und Obererlinsbach.
Zwei Kantone, zwei Konfessionen, ein Dorf
Heute gibt es in den zwei Erlinsbach eine gemeinsame Feuerwehr, Zivilschutz und eine gemeinsame Jugendarbeit. Es gibt eine Bundesfeier, ein Jugendfest und eine Fasnacht.
Man hat sich über den Bach hinweg arrangiert. Zum Beispiel können Erlinsbacher wählen, auf welchem Friedhof sie begraben werden wollen – auf dem reformierten im Aargau oder dem katholischen im Kanton Solothurn. Oft werde dies aufgrund der Nähe entschieden, bestätigt der katholische Pfarrer Stefan Kemmler.