1‘000 Verstorbene werden in Solothurn jährlich kremiert. 25 Prozent stammen aus der Stadt, die restlichen von ausserhalb. Bevor die Asche in die Urne kommt, entfernen die Mitarbeiter des Krematoriums nicht nur Implantate, sondern systematisch auch alles Zahngold.
Die Stadt Solothurn verkauft das aussortierte Edelmetall. 35‘000 Franken pro Jahr kommen so jährlich zusammen. Das Geld fliesst in die Spezialfinanzierung für den Friedhof. Ohne den Verkauf der Edelmetalle müssten die Kremationen 35 Franken teurer werden.
Keine Ethik-Debatte im Solothurner Gemeinderat
Das Krematorium in Solothurn ist das einzige in der Schweiz, das die Edelmetalle systematisch sammelt und verkauft. Dies hat der «Kassensturz» im Oktober aufgedeckt und die Frage aufgeworfen, ob dies ethisch vertretbar sei.
Für die Solothurner SP-Gemeinderätin Katrin Leuenberger geht das Vorgehen des Krematoriums zu weit. Es sei ethisch und rechtlich problematisch. Mit einem Vorstoss wollte Leuenberger im Gemeinderat am Dienstagabend eine Diskussion darüber anstossen. Diese kam allerdings nicht zustande, die Interpellantin blieb mit ihrer kritischen Einstellung allein.
Bestattungsreglement wird angepasst
Die meisten Gemeinderäte scheinen mit dem Aussortieren und Verkaufen des Zahngolds keine Probleme zu haben. Und rechtlich habe die Stadt nichts falsch gemacht, sagte Stadtpräsident Kurt Fluri. Der Sachverhalt sei nämlich gar nicht ausdrücklich geregelt.
Um eine Gesetzeslücke zu vermeiden, wird jetzt aber das Bestattungs- und Friedhofreglement ergänzt, so dass die bisherige Praxis ausdrücklich erlaubt sein wird. Die Stadt wartet mit der Ausformulierung des Reglements allerdings noch auf den Schweizer Verband für Feuerbestatter. Dieser will im Juni an der Generalversammlung einen Ehtik-Kodex erarbeiten. Auch der Berufsverband hatte sich bislang nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt.