Erich Blösch freut sich auf die besinnlichen Tage, auch wenn die ersten Gespräche mit allen Beteiligten zur Pistenverlängerung in Grenchen nicht so verlaufen sind, wie er das erwartet hat.
«Ich hatte nicht gedacht, dass schon jetzt die Emotionen so hoch gehen», erklärt der Verwaltungsratspräsident des Grenchner Flugplatzes im Interview. «Aber ich kann das gut trennen», fügt er an und meint damit, dass die Festtage deshalb nicht weniger besinnlich sind.
Zu emotionale Gespräche
Aus der Sicht von Erich Blösch hätte es in den ersten so genannten Kooperationsgesprächen vor allem um technische Details gehen sollen, und nicht um grundsätzliche Fragen. Zudem hätten viele Beteiligte grundsätzliche Bedenken, was den Flughafenbetrieb angeht. Darum gehe es aber bei diesen Gesprächen nicht.
Nach der ersten Gesprächsrunde gab es eine breite Front gegen die Pistenverlängerung: Umweltschutzverbände wehrten sich gegen das Projekt, weil die Witi-Schutzzone tangiert wird. Dabei handelt es sich um ein nationales Wasser- und Zugvogelreservat.
Breite Front an Kritikern
Auch die Gemeinde Selzach gehört zu den Gegnern. Auf ihrem Gemeindegebiet befindet sich mit Altreu eine Storchensiedlung. Selzach befürchtet zudem mehr Fluglärm und tiefer fliegende Geschäftsmaschinen. Diese will der Flughafen vermehrt fördern, braucht dafür aber eine längere Piste.
Die Bauern sind mit dem Projekt nicht einverstanden, weil Ackerland verloren oder zerschnitten wird. Sie stören sich auch daran, dass der Flughafen zuerst neue Reglemente für den Ausbau der Piste verantwortlich machte. Später stellte sich heraus, dass diese Reglemente bereits seit den 90er-Jahren gelten.
Pistenverlängerung als Trumpf
Fehler in der Kommunikation? Erich Blösch winkt ab. Für ihn spielt es auch keine Rolle, wann diese Reglemente erlassen wurden. Tatsache sei, dass Geschäftsflieger aktuell in Grenchen mit einem vollen Tank nicht landen oder starten können.
Deshalb ist der Flughafen für die Geschäftsfliegerei nicht interessant genug. «Dabei wäre genau das der Trimuph, der für Grenchen sprechen würde», erklärt Blösch. «Zwischen Genf und der Limmat wären wir der einzige Flughafen, der eine Landepiste von 1450 Metern hätte und so Geschäftsflieger empfangen könnte.»
«Leise» Befürworter
Zu den Befürwortern der Piste gehören aktuell vor allem die Stadt Grenchen und die Wirtschaft, namentlich Firmen der Grenchner Uhren- und Medizinalindustrie. Von Letzterer hat man jedoch bis heute wenig gemerkt. An einer Medienkonferenz des Flughafens zeigten sich der Direktor der Solothurner Handelskammer und der Präsident des Industrieverbands Solothurn und Umgebung. Ein Komitee – so wie auf der Gegenseite – wurde nie gegründet.
Wir werden den Wirtschafts-Vertretern nicht sagen, was sie tun müssen. Sie vertrauen uns, dass wir das Richtige tun und sachlich bleiben.
Das Regionaljournal Aargau Solothurn fragte im Herbst bei vier grossen Firmen in der Region an, wie stark die Nachfrage nach einer längeren Piste und dem Angebot der Geschäftsfliegerei sei. Bei der Uhrenfirma Swatch hiess es, man habe keinen Bedarf. Von den Medizinaltechnik-Firmen Stryker, Synthes und Mathys gab es keine Antwort.
Erich Blösch will nicht aufgeben
Möglicherweise werde die Wirtschaft bis zu den nächsten Gesprächen stärker in Erscheinung treten. Es sei aber auch so, dass die Befürworter der Pistenverlängerung in den Medien nicht aufgefallen seien. Das liege aber auch daran, dass die Medien vor allem über die negativen Stimmen berichtet hätten.
Ans Aufgaben denken die Flughafenveranwortlichen jedenfalls nicht, erklärt Erich Blösch. «Es wird immer solche geben, die gegen das Anliegen und den Flughafen sind.» Auf die Frage, ob der Widerstand dennoch zu gross sei und man aufgrund der breiten Kritik das Vorhaben möglicherweise aufgeben müsste, verneint Blösch. «Wir geben noch lange nicht auf!»
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)