Die Erinnerung an die damalige Zeit ist bei Gründungsmitglied Heinz Triebold noch frisch. Zusammen mit anderen hat er im Oktober 1965 die Innerstadtbühne ins Leben gerufen. Und zwar weil ein Arbeitskollege begeistert von den Kellertheatern in Holland erzählt hat.
Mein Arbeitskollege Bodi Burkart hat gesagt, so ein Kellertheater wie in Holland, das brauchen wir in Aarau auch.
Sie seien zusammen mit einem gemeinsamen Freund, der Schauspieler am Theater Biel-Solothurn war, bei dessen Eltern vorstellig geworden. Diese hatten einen Keller an der Rathausgasse und hätten ihn auch sofort zur Verfügung gestellt, als sie vom Theaterprojekt erfuhren, erzählt Triebold.
Der Raum war eigentlich nicht wirklich gut geeinget für ein Theater. Die Zuschauer mussten über die Bühne in den Zuschauerraum, wer zu spät kam, schritt so quer durchs Theater. Ausserdem hatte es keine sanitären Anlagen, sagt Heinz Triebold, man musste eine kreative Lösung finden, wo die Zuschauer auf die Toilette gehen konnten.
Wir machten ein Schild, wo es hiess «Was Sie suchen finden Sie, in den Beizen vis-a-vis.»
Von der Innerstadtbühne zur Tuchlaube
Zunächst mal war das Einrichten des engen Kellers eine grosse Herausforderung, die nur dank Mithilfe vieler Freiwilliger gelang. Der anfängliche Theaterbetrieb wurde dann massgeblich beeinflusst vom ersten künstlerischen Leiter Anton Krättli, erinnert sich Zeitzeuge Triebold.
Dr. Krättli hatte gute Kontakte ans Zürcher Schauspielhaus. Darum hatten wir dann Schauspieler von dort.
In der Presse bekam die Innerstadtbühne gute Kritiken und etablierte sich in Aarau relativ schnell als Stadttheater. Nach rund zehn Jahren mit breitem Programm waren die Betreiber aber zunehmend unzufrieden mit dem Kellerraum an der Rathausgasse.
Man fand dank Hilfe der Stadt bald einen neuen Raum: In der Tuchlaube an der Metzgergasse, wo das Theater heute noch ist. Hier fand man viel bessere Bedingungen vor, vor allem bezüglich technischem Ausbau.
Weiter in die Zukunft
Heute mache man natürlich anderes Theater als damals, sagt der heutige Theaterleiter Peter-Jakob Kelting. Aber man spüre auch in der Tuchlaube noch den Geist der Innerstadtbühne: «Es ist ein Rucksack, eine Saat, auf der wir aufbauen können. Man spürt das auch beim Publikum», erzählt er.
Man habe hier in Aarau eine spezielle Atmosphäre, die er seht geniesse, präzisiert Kelting: «Vor allem die Nähe zum Publikum hier gefällt mir sehr gut.» Das sei im Vergleich zu grösseren Theatern hier speziell schön.
Man bekommt in Aarau sehr rasch etwas Positives zurück vom Publikum.
Diese Stärke möchte man auch nützen für die Zukunft. So positioniert sich die Tuchlaube seit einigen Jahren auch verstärkt in interaktiven Formaten.
Zum Beispiel im Kinder- und Jugendtheater. Solche Formen, gerade für Kinder, seien wichtig um die Begesiterung für das Theater zu wecken und zu erhalten.
Hier ist Theatermitgründer Heinz Triebold vollkommen einverstanden. Er sehe bei seiner sechsjährigen Enkelin, wie viel Spass Theaterbesuche schon den Kleinsten machen.
Wäre ich in meiner Jugend in Bern nicht ins Theater, dann wäre ich vielleicht auch in Aarau nie ins Theater.
Und dann hätte es in Aarau vielleicht gar nie eine Tuchlaube gegeben.