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Aargau Solothurn Jüdisches Kulturdenkmal verschwindet

In Lengnau AG wird die letzte Matzenbäckerei der Schweiz abgerissen. Anstelle des 200jährigen, geschichtsträchtigen Gebäudes entstehen neue Wohnungen.

Vom baufälligen Haus an der Vogelsangstrasse 7 bleiben nur noch ein Haufen Schutt, Erinnerungen und Geschichten. Zwischen 1875 bis 1910 betrieb hier Samuel Daniel Guggenheim eine Matzenbäckerei. Zudem diente das Gebäude als Versammlungslokal und Schulhaus der jüdischen Gemeinde. Im Keller befand sich ein rituelles Tauchbad, eine Mikwe. Nach der Stilllegung des Ofens wurden Mietwohnungen eingerichtet.

Seit 1973 stand die Matzenbäckerei leer und verfiel immer mehr. Zuletzt war sie nur noch eine Ruine. „Leider war das Haus nicht mehr zu retten“, bedauert Lokalhistoriker Franz Laube.

Zeitzeuge aus der jüdischen Blütezeit

Noch in den Neunzigerjahren hatte eine Gruppe um den Lengnauer Publizisten Roy Oppenheim versucht, die Liegenschaft zu kaufen. Allerdings ohne Erfolg. „Es ist ein trauriger Moment, dass nun ein Bagger dieser Ära ein Ende setzt“, so Oppenheim.

Die Matzenbäckerei stammt aus dem 19. Jahrhundert, als in Lengnau noch bis zu einem Drittel der Dorfbevölkerung jüdisch war. Matze, ein salzloses waffelähnliches Brot, wird jeweils an Pessach, einem hohen jüdischen Feiertag gegessen und verweist auf den Auszug der Juden aus Ägypten.

Mit dem Abriss verschwindet ein 200 Jahre altes Kulturdenkmal, das bis anhin Teil des jüdischen Kulturweges im Aargauer Surbtal war. Bis 2014 soll hier ein Wohnhaus entstehen.

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