Die Schweiz ist wahrlich keine Eisschnelllauf-Nation. Im ganzen Land gibt es kaum Trainingsmöglichkeiten für die Athletinnen und Athleten, die mit Schlittschuhen auf einer ovalen 400 Meter Bahn ihre Runden laufen. «Das ist für uns tatsächlich das grösste Problem», sagt die 18-jährige Ramona Härdi. An ihrer Motivation fürs Eisschnelllaufen ändert das freilich nichts.
Ungefähr jedes zweite Wochenende nimmt die junge Aargauerin eine Reise ins 500 Kilometer entferte Inzell in Deutschland auf sich – gut fünf Stunden Autofahrt – um dort auf einer 400 Meter Eisbahn trainieren zu können. «Es macht mir halt einfach Spass», erklärt Ramona Härdi auf die Frage, warum sie sich diesen Aufwand antue.
Mit Enttäuschungen umgehen lernen
Spass gemacht hat ihr auch die lange Reise zur Junioren-Weltmeisterschaft im chinesischen Changchun, auch wenn sie mit den Resultate dann gar nicht zufrieden war. Die lange und anstrengende Reise forderte wohl Tribut, Härdi erkältete sich. Schon im Rennen über 1500 Meter habe sie das gespürt, erzählt sie nach der Rückkehr. Auf das Rennen über 3000 Meter musste sie dann sogar verzichten.
«Das war schon hart und frustrierend, so lange zu reisen und dann nicht mal die Leistung bringen zu können.» Doch Ramona Härdi versucht dennoch das Positive zu sehen, wenn sie mit einer Reife, die bei 18-Jährigen eher unüblich ist, sagt: «Ich kann daraus vor allem lernen. Ich werde noch viel so weit reisen und muss damit und mit Misserfolgen umgehen können.»
Von den Junioren in die Elite
Die erste Junioren-WM war zugleich die letzte. Da Ramona Härdi demnächst 19 Jahre alt wird, muss sie nun in der Elite-Kategorie an den Start gehen. Zwar sporne sie diese Herausforderung schon an, dennoch wäre sie lieber noch ein Jahr länger bei den Junioren gelaufen, gibt die junge Sportlerin zu.
Dennoch glaubt sie an sich und ihre Fähigkeiten. Wohl durchaus zu Recht, denn bereits diese Saison hat Härdi bewiesen, was sie leisten kann, wenn sie ein Ziel verfolgt. Anfang der Saison war Härdi noch sehr weit von den nötigen Zeitlimiten entfernt, die zur Teilnahme an der WM berechtigen. Doch die junge Sportlerin steigerte die Leistung deutlich.
Über 3000 Meter konnte sie ihre persönliche Bestzeit um über 15 Sekunden verbessern, was sie selber kaum glauben könne, wie sie im Gespräch mit dem Regionaljournal von Radio SRF gesteht. Mit dieser Zeit war einerseits die Teilnahme an der WM gesichert und andererseits das Selbstvertrauen gebaut, dass auch bei kommenden Elite-Wettbewerben einiges möglich ist, wenn Motivation und Training stimmen.