Es war damals eine Gruppe von Privatleuten und Organisationen, die mit dem Bankenwesen der Schweiz nicht zufrieden waren; eine gesellschaftliche Bewegung entstand. Die Skandale um Schwarzgeld auf Schweizer Konten, um Geschäftsbeziehungen zum Apartheid-Regime in Südafrika sorgten für Schlagzeilen und für Unmut bei einigen Bankkunden.
Schliesslich gründete die Gruppe einen Trägerverein und darüber eine neue Bank, ein Institut, das sich konsequent an strengen sozialen und ethischen Standards orientiert und auch die Geschäftstätigkeit entsprechend gestaltet. Das war Ende Oktober 1990 die Geburtsstunde der Alternativen Bank Schweiz, in Olten eröffnete sie damals ihren Hauptsitz.
Gehört die Alternative Bank nach Olten?
Ob Olten der richtige Ort für die Bank ist, das war alles andere als klar, erzählt der heutige Chef der ABS, Martin Rohner im Gespräch mit SRF, darüber sei hitzig diskutiert worden.
Es gab grosse Diskussionen darüber, ob die Bank statt in Olten nicht besser in Zürich sein sollte.
Schliesslich habe sich der ABS-Trägerverein darauf geeinigt, dass Olten eine Art Kompromiss ist. Einerseits geografisch gut gelegen und von überall her gut erreichbar, andererseits habe man sich so auch irgendwie vom Rest der Bankenwelt abheben können. Heute sei die Alternative Bank fest mit Olten asosziiert, weswegen ein anderer Hauptsitz gar nicht mehr in Frage käme, sagt Martin Rohner.
Veränderte Rahmenbediungenen, veränderte Bank
Die Grundsätze der ABS seien bis heute die gleichen geblieben, erklärt Martin Rohner. Man investiere nur in Nachhaltiges, in Projekte, die soziale und ökologische Standards erfüllen. Das gelte für Anlagen, aber auch für das Kreditwesen.
Trotzdem, die Alternative Bank musste sich im Laufe der Zeit auch veränderten Bedingungen anpassen. Heute hätten die Kunden den Anspruch von kompletten Bankdienstleistungen, vom Lohn- über das Sparkonto bis hin zu Hypotheken und E-Banking, sagt Rohner. Das habe man bei der ABS berücksichtigen müssen, sonst hätte das Geschäft nicht funktioniert.
Wenn ich mir die heutige Bankenwelt ansehe, dann braucht es die Alternative Bank nach wie vor.
Auch wenn die Bankenskandale von damals überwunden sind, so seien doch auch neue Herausforderungen gekommen. Die ABS könne nach wie vor zeigen, dass auch eine Bank mit einem anderen Geschäftsmodell funktioneren kann, ist Martin Rohner überzeugt.
Ein Tabubruch sorgt für Schlagzeilen
Das aktuelle finanzpolitische Umfeld muss natürlich auch die ABS berücksichtigen. Dabei reagiert sie aber nicht immer gleich wie andere Banken. Zum Beispiel bei den Negativzinsen. Die Alternative Bank sorgte Mitte Oktober für Schlagzeilen mit der Ankündigung, ab 2016 auch kleine Konten von Privatkunden mit Negativzinsen zu belasten.
Andere Banken kompensieren die schlechte Zinslage mit höheren Gebühren, wir nicht.
Dass das Guthaben auf der Bank wegen negativer Zinsen schrumpft statt steigt, das habe die Kunden natürlich nicht gefreut, gibt Rohner zu. Trotzdem seien die Reaktionen auf den Schritt nicht besonders heftig ausgefallen und Kunden habe man auch kaum verloren. Viele ABS-Kunden zeigten Verständnis für die Massnahme, einige gratulierten sogar zu so viel Transparenz.
Der Zeit voraus, aber braucht's die ABS noch?
Viele Dinge, welche bei der ABS seit der Gründung Standard sind, wurden im Laufe der letzten Jahre fürs gesamte Finanz- und Bankensystem zur Regel. Die ABS verwaltete von Beginn weg nur versteuertes Geld – Weissgeld – und verlangte dafür auch von allen Kunden einen Nachweis.
Heute bieten auch viele grössere Banken nachhaltige Investitionsprodukte an. Bei der Alternativen Bank seien die Kriterien allerdings nach wie vor strenger als bei anderen Instituten, sagt Martin Rohner, hier könne sich die ABS also nach wie vor abheben.
Für die Zukunft sieht der Bankchef eine grosse Herausforderung darin, für das in der Schweiz vorhandene Geld auch ausreichend gute Anlagemöglichkeiten zu finden, welche den strengen ABS-Kriterien entsprechen. «Hier müssen wir den Fokus öffnen, das Geld zum Beispiel nicht einfach in der Schweiz rezyklieren, sondern es dort anlegen, wo es wirklich etwas bewirken kann.»