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Aargau Solothurn Lese-Fest zum Saisonstart im Aargauer Literaturhaus

In Lenzburg trifft sich am Donnerstagabend die Aargauer Literaturszene. Im Mittelpunkt der Lesungen steht ein Gedicht aus dem Jahr 1922; zeitgenössische Autorinnen und Autoren antworten darauf. Die Aargauer Literatur werde national wahrgenommen, sagt die Leiterin des Literaturhauses, Sibylle Birrer.

Sibylle Birrer hat als Titel für den Abend gesetzt: «Den Aargau auf der Zunge. Aargau ist überall. Und immer. Und wieder.» Sie markiert damit eine gesunde Portion Selbstbewusstsein. Denn «Bern ist überall» ist der Name eines momentan sehr angesagten Kollektivs von Mundartautoren aus dem Kanton Bern.

Aber für Sibylle Birrer ist eben auch der Aargau literarisch überall. «Die Aargauer Literaturlandschaft blüht sehr breit, Vielfalt ist ihr Markenzeichen.» Das ist nicht zuletzt das Verdienst des Aargauer Literaturhauses Lenzburg. Es existiert seit neun Jahren, und es bietet Schreib-Interessierten Lesungen und Werkstätten an.

Die Aargauer Literaturlandschaft blüht sehr breit, Vielfalt ist ihr Markenzeichen.
Autor: Sibylle Birrer Abtretende Leiterin des Aargauer Literaturhauses

Aber es geht im Aargauer Literaturhaus nicht nur um das Schreiben, sondern auch um das Lesen, und zwar um das «kritische» Lesen, wie der Internetseite des Literaturhauses zu entnehmen ist.

Gedanken zu Tod und Fluss

Zum Saisonauftakt des Literaturhauses am Donnerstagabend trifft sich alles, was in der Aargauer Literaturszene Rang und Namen hat. Nicht weniger als 15 Autorinnen und Autoren lesen Texte bzw. Antworten zu Paul Hallers Gedicht «Z Nacht». Der Aargauer Autor schrieb es 1922, im gleichen Jahr, in dem er 44-jährig starb.

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Haller spürte den bevorstehenden Tod. Fast jede Zeile seines Gedichts spielt darauf an. «Was äine spinnt und wärche wil, de Fade muess es Ändi ha», liest man. Oder auch: «Und mues's den äinist gstorbe sy, Gottlob! me chunt us mänger Plog.»

Was können heutige Autorinnen und Autoren darauf antworten? Sibylle Birrer: «Jeder macht etwas ganz Anderes mit diesem Text. Die einen spüren einfach Paul Haller nach. Andere nehmen das Bild des Flusses, der Aare, aus dem Gedicht auf und erzählen eigene Geschichten dazu.»

Abschied auf Abschied

Der Mundartabend ist bereits ausverkauft. Das Interesse an den Antworten der Literaten zu Paul Halles Gedicht ist aber nur ein Grund dafür und vielleicht nicht einmal der Hauptgrund.

Am Donnerstagabend wird nämlich Hans Ulrich Glarner verabschiedet. Er war in den letzten Jahren Chef der Abteilung Kultur im Kanton Aargau. Die gleiche Funktion übernimmt er am 1. September im Kanton Bern.

Und der Wechsel von Glarner in den Kanton Bern verursacht auch im Literaturhaus Lenzburg eine Rochade. Sibylle Birrer demissioniert im Oktober. Sie folgt einem Lockruf Glarners und wird im Kanton Bern neu zuständig für die Kulturförderung im deutschsprachigen Teil des Kantons.

Neue Leiterin des Aargauer Literaturhauses Lenzburg ist ab dem 1. Oktober Bettina Spörri, national bekannt als Direktorin der Solothurner Literaturtage. Ein Amt, das sie nach der Ausgabe 2013 mit vielen Nebengeräuschen zugunsten von Lenzburg wieder an den Nagel hängte.

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