Auf Robert Gerbers Gurtschnalle prangt der Berner Bär, als Klingelton auf seinem Handy ertönt der Berner Marsch. «Im Herzen bin ich ein Berner geblieben», sagt der Simmentaler, der mittlerweile seit 20 Jahren in Grenchen wohnt. Gerbers Berner Wurzeln sind stark. Aber auch Grenchen ist mittlerweile seine Heimat. 2013 liess er sich einbürgern. Das ging problemlos, kritische Fragen musste sich der Polizeikommandant vor der Einbürgerungskommission nicht gefallen lassen.
Als Solothurner Vertreter in der Minderheit
Das Leben des bald 61-Jährigen ist facettenreich. Als Berner zog es ihn in den Kanton Solothurn. Als gelernter Bergbauer wurde er Polizist. Und neben seinem Amt als Polizeikommandant ist Robert Gerber auch aktiver Christ. Derzeit präsidiert er die Synode der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Die Synode ist das 200-köpfige Kirchenparlament, es trifft sich zweimal jährlich im Berner Rathaus zu einer zweitägigen Session.
Gerbers Aufgabe: Er muss im Parlament sechs verschiedenen Fraktionen dirigieren, von den Liberalen bis zu den Frommen. Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn sind mit über 600‘000 Mitgliedern die grösste Landeskirche der Schweiz. Vom Kanton Solothurn gehört nur der westliche Teil dieser Landeskirche an. Dass jemand aus dieser Solothurner Minderheit Synode-Präsident wird, ist selten.
Sich zwingen, das Gute zu sehen
Auf der einen Seite Polizist, auf der anderen ein Mann der Kirche - für Robert Gerber ist das kein Widerspruch. «Wenn man sich an die Zehn Gebote hält, dann bekommt man mit beiden keine Probleme», pflegt er zu sagen. Und trotzdem stellen sich zuweilen Gewissenskonflikte ein, erzählt Robert Gerber im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn.
In solchen Fällen gibt er dem Gesetz den Vorrang, auch wenn dieses möglicherweise nicht gerecht ist. Als Polizeikommandant ist Robert Gerber täglich mit dem Bösen konfrontiert. Glaubt er noch an das Gute im Menschen? «Nach 25 Jahren bei der Polizei musst du dich manchmal etwas zwingen, das Gute auch zu sehen. Oft bleibt das Negative hängen und das Gute wird irgendwann zu einer Selbstverständlichkeit. Aber man muss immer wieder dran glauben.»
Die sicherste Stadt im Kanton
Robert Gerbers «gröbster Fall» in den 25 Jahren bei der Stadtpolizei Grenchen war 2009 der sogenannte Schenkkreismord. Noch immer hat der Kommandant schlechte Erinnerungen, wenn er an den Dreifachmord an einer Familie denkt.
Damals sei während Stunden nicht klar gewesen, ob weitere Opfer zum Vorschein kommen. «Diese Ungewissheit war wirklich schlimm.» Ärgerlich sei, dass wegen der drei auswärtigen Täter das subjektive Sicherheitsempfinden gelitten habe, das Image von Grenchen. Die Statistik besagt jedoch, dass Grenchen die sicherste Stadt im Kanton Solothurn ist.