Bei der Schnellabschaltung am 13. Juli habe die Anlage technisch zwar wie vorgesehen reagiert und die Sicherheit von Mensch und Umwelt sei gewährt gewesen, teilte das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) am Donnerstag auf seiner Website mit.
Im AKW passierten menschliche Fehler
Trotzdem teilt die Atomaufsichtsbehörde das Vorkommnis der Stufe 1 («Anomalie») auf der Ereignisskala zu. Aus rein technischer Sicht würde das Vorkommnis als «ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung eingeschätzt» - also auf der Stufe 0 der bis 7 reichenden internationalen Ereignisskala INES.
Die Gründe für die Höherstufung liegen gemäss ENSI «im mehrfachen Auftreten von menschlichen Fehlern». Erforderliche Hilfsmittel wie Dokumentationen seien nicht verwendet worden. Zudem sei auch das Vieraugenprinzip verletzt worden.
«Im vorliegenden und in den vergangenen Jahren sind Vorkommnisse mit einem signifikanten Beitrag menschlicher Fehler aufgetreten», schreibt das ENSI in seinem Bericht.
AKW muss Abläufe analysieren
Die Aufsichtsbehörde verlangt deshalb vom AKW-Betreiber zu den Abläufen vom 13. Juli eine vertiefende, abteilungsübergreifende Analyse der menschlichen und organisatorischen Faktoren.
Das AKW muss in einem weiteren Bericht die Vorkommnisse der mindestens vergangenen drei Jahre auf die menschlichen und organisatorischen Aspekte hin analysieren und die daraus abgeleiteten Massnahmen darlegen.
Der AKW-Betreiber sah von sich aus vor, die Abläufe vom 13. Juli im Detail zu überprüfen, wie das ENSI in seinem Beschrieb festhält. Auf diese Weise soll das Verbesserungspotential in Bezug auf Kommunikation und Schulung identifiziert sowie umgesetzt werden.
Neben den technischen Aspekten der nuklearen Sicherheit gebe es auch menschliche und organisatorische Faktoren, erläutert die Aufsichtsbehörde. Daher werde der Umgang mit Sicherheit innerhalb einer Organisation und die psychologischen Phänomene von Werksmitarbeitern, die im Notfall extremem Stress ausgesetzt seien, ebenso untersucht wie die Nukleartechnik.
Ursache war Defekt in einem Schalter
Die Ursache der Schnellabschaltung um 21.15 Uhr war ein Defekt in einer Schutzbeschaltung eines Leittechnikschrankes. Bei der Abklärung der Ursachen kam es gemäss ENSI «zu Fehlhandlungen an Steuerungen in einem Schaltschrank».
Dies bewirkte, dass zwei Frischdampf-Isolations-Ventile geschlossen wurden. Das führte wie vorgesehen zu einer automatischen Reaktorschnellabschaltung. Dabei wurde Wasserdampf für die Umgebung deutlich hörbar abgelassen. Erst eine Woche vor der Schnellabschaltung des Reaktors war das AKW Gösgen nach einer vierwöchigen Jahresrevision wieder hochgefahren worden.
Das AKW Gösgen auf dem Gemeindegebiet von Däniken nahm den kommerziellen Betrieb im November 1979 auf. Die Nettoleistung des Druckwasserreaktors beträgt 1010 Megawatt (MW). Beteiligt an der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG sind Alpiq AG (40 Prozent), Axpo Power (25 Prozent), die Stadt Zürich (15 Prozent) sowie CKW (12,5 Prozent) und Energie Wasser Bern (7,5 Prozent).