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Bild 1 von 7. Mephistoteles und Faust haben ab dem 2. August ihren grossen Auftritt in Selzach. 164 Personen arbeiten in irgend einer Form für die Sommeroper. Anders als vor 25 Jahren sind die Sänger und Musiker heute alles Profis. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 7. Seit 25 Jahren werden auf dieser Bühne Opern aufgeführt. Einige der Gründungsmitglieder sind noch immer dabei. «Wir sind wie eine grosse Familie», sagt Regisseur Thomas Dietrich. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 7. Regisseur Thomas Dietrich hat vor 25 Jahren als Inspizient bei der Sommeroper Selzach angefangen. Der Inspizient ist der Hauptkoordinator einer Vorstellung, der die Schauspieler, Sänger oder Tänzer zu ihren Auftritten ruft, dem Bühnentechniker Zeichen gibt für Umbauten, dem Tontechniker den Einsatz gibt für Einspielungen, usw. Bildquelle: zvg.
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Bild 4 von 7. Hier ist noch vieles wie anno dazumal: Eingänge ins Passionsspielhaus von Selzach. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 7. Das Passionsspielhaus wurde 1895 gebaut und erinnert im Innern an eine Scheune. Die langen Holzbänke für die Zuschauer sind wie alte Kirchenbänke: Nach 3 Stunden Oper kann es durchaus etwas schmerzen. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 7. Auf den grossen Bühnen der Welt ist man sich anderes gewohnt: Der Garderobeneingang beim Passionsspielhaus Selzach sieht eher aus wie eine Stalltüre. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 7. Neben Einheimischen aus der Region kommt auch Publikum aus dem Ausland nach Selzach. Hier wird am Bahnhof Olten Werbung gemacht für die Sommeroper. Bildquelle: SRF.
Wir sitzen vor dem historischen Passionsspielhaus, das 1895 mitten im Dorf gebaut wurde. Rundherum herrscht emsiges Treiben. Jemand flitzt mit dem Staubsauger über die Bühne, die Orchestermusiker spielen ihre Instrumente ein, Kulissen werden herumgeschoben. In wenigen Minuten beginnt die Probe.
Regisseur Thomas Dietrich gibt ruhig Auskunft. Nicht einmal, dass sein Assistent gerade ausfällt, bringt ihn aus der Ruhe. Eine Requisite war ihm auf den Fuss gefallen. « Der muss als Engel auftreten und wird garantiert ab der Generalprobe wieder über die Bühne schweben, ohne dass man es merkt. Da muss man durch, wenn man auf der Bühne steht».
«Es zieht mich immer wieder hierhin»
Vor 25 Jahren hat das Abenteuer Zauberflöte angefangen. Zum Jubiläum seines Chors wollte René Kunz eine Oper aufführen und erinnerte sich ans Passionsspielhaus in Selzach. Über sieben Ecken wurde damals auch Thomas Dietrich in Deutschland angefragt, ob er als Inspizient dabei sein möchte.
Am 1. August 1989 sei er zum ersten Mal in die Schweiz gereist, erinnert sich Dietrich: «Vom Nationalfeiertag habe ich nichts gewusst. Zudem habe ich Menschen getroffen, deren Sprache ich nicht verstanden habe. Aber es hat mir so gut gefallen, dass ich seit 25 Jahren jeden Opernsommer hier mitgemacht habe».
«Wir sind eine 164-köpfige Familie»
Heute arbeiten 164 Personen in irgend einer Form für die Sommeroper Selzach. In den 25 Jahren ist der Anlass zwar nicht grösser geworden, aber professioneller. Sämtliche Orchester-Musiker und Sänger sind heute Profis.
«Die Grundidee, das schöne Zusammenarbeiten von Profis und Amateuren, ist gelieben», schwärmt Thomas Dietrich. «Der Selzacher Geist liegt sicherlich darin, dass alle, die beteiligt sind, vom Einlasspersonal bis zum Solisten, das wollen. Es ist eine grosse Familie. Jeder schätzt den anderen und auch die Arbeit des anderen».
Dorf-Oper im Holz-Theater
Den Selzacher Geist macht aber auch das uralte Holz-Theater aus, in dem die Opern aufgeführt werden. Das über 100-jährige Passionsspielhaus gleicht einer Scheune, der Eingang zur Garderobe sieht aus wie eine Stalltüre, und statt in Plüschsessel sitzen die Besucher auf schmalen Holzbänken.
Nicht zuletzt wegen des geschichtsträchtigen Passionsspielhauses kommen Besucher zum Teil von weit her nach Selzach. Regisseur Thomas Dietrich berichtet von Besuchern, die aus Frankfurt oder Wien in die Solothurner Provinz reisen, um hier Dorf-Oper zu erleben.
Ein Publikum wie am Fussballmatch
«Wir haben Besucher hier, die sonst nie ins Theater gehen», weiss Dietrich. Und das Publikum sei bunt gemischt: «Es ist fast wie in der Fankurve im Fussballstadion», wo der Sozialhilfe-Empfänger und der Anwalt beide zusammen begeistert für ihren Verein kämpfen.
Auch das macht den Geist der Sommeroper Selzach aus. Und auch deshalb kann Dietrich nach 25 Jahren noch nicht ans Aufhören denken: «Ich glaube, man muss mich hier raustragen».