«Es herrschte Hudelwetter», erinnert sich Arthur Schneider an den 21. Februar 1970: «Ich sass vor dem Fernseher, als ich plötzlich einen Knall hörte». Arthur Schneider war damals 29 jährig und frisch im Würenlinger Gemeinderat.
Das Ereignis hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Nun hat er ein Buch geschrieben über den Absturz der Swissair 330. Im Herbst soll es erscheinen. Es sei ein Buch gegen das Vergessen - aber auch ein Buch, welches etwas Unruhe stiften soll: «Noch immer ist der Fall nicht restlos geklärt und die Bundesanwaltschaft schweigt», ärgert er sich. Für die Angehörigen der Opfer sei dies eine unhaltbare Situation.
«Goodbye everybody»
Der Flug Swissair 330 hätte von Zürich nach Tel Aviv fliegen sollen. Neun Minuten nach dem Start explodierte an Bord eine Paketbombe. Über Brunnen SZ entschied sich die Crew zum Umdrehen und zur Notlandung auf dem Flughafen Zürich. Aufgrund des Rauches im Cockpit konnten sie jedoch nicht einmal mehr die Instrumente sehen. «I can't see anything» funkte der Co-Pilot nach Zürich - und dann die letzten Worte: «Swissair 330 is crashing. Goodbye everybody».
Den Absturz überlebte niemand an Bord. 38 Passagiere und 9 Besatzungsmitglieder verloren beim Flugzeugabsturz in Würenlingen ihr Leben.
Das Leiden der Angehörigen mildern
Der Terrorismus war in der Schweiz angekommen, an diesem 21. Februar 1970. Zum Anschlag bekannte sich die Voksfront zur Befreiung Palästinas. Die Bombenbauer wurden identifiziert, jedoch nie verhaftet.
Es kursierten Gerüchte, die Schweiz hätte die Bombenbauer mit Absicht nicht gefasst - Terrororganisationen seien sogar bestochen worden, um weitere Anschläge zu verhindern. Gerüchte, die bis heute nicht geklärt sind.
Die Bundesanwaltschaft hat den Fall im Jahr 2000 ergebnislos abgeschlossen. Einige der Akten sind immer noch unter Verschluss. 2009 wollte Nationalrat Toni Bortoluzzi (SVP ZH) vom Bundesrat wissen, warum der Fall nicht nochmals aufgerollt wird. Die Antwort: «Es besteht kaum Hoffnung, die Attentäter vor Gericht zu bringen [...]. Dies war bereits 1970 der Fall, und die seither vergangene Zeit hat die Spuren des Attentates weiter verwischt und die Chancen für eine erfolgreiche Strafverfolgung zusätzlich verringert».
Für Arthur Schneider ist das eine unbefriedigende Antwort. Sein Buch soll den Druck auf die Öffentlichkeit und die Behörden nochmals erhöhen: «Es geht um die menschliche Seite der Tragödie - die Angehörigen warten auf Antworten, auch wenn diese unbequem sein sollten», sagt er.