Wer künftig die ärztliche Notfallnummer im Aargau wählt, bezahlt 3.23 Franken pro Minute. Im Gegensatz zu heute werden die Anrufer aber nicht einfach an die Notfallzentrale oder an den nächsten diensthabenden Notfallarzt in der Region verwiesen, sondern sie erhalten direkt eine medizinische Erstberatung.
Mehr Service, mehr Kosten
Diese Änderungen hat die Delegiertenversammlung des Aargauischen Ärzteverbandes beschlossen, wie der Verband am Freitag mitteilte.
Mit der seit November 2012 bestehenden Gratisnummer ist dies jedoch nicht möglich. Der zusätzliche Beratungsservice durch medizinisch geschultes Personal der Firma Med-Phone kostet nämlich jährlich eine Million Franken, wie Hans-Ulrich Iselin, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes gegenüber Radio SRF ausführt.
Kanton will nicht zahlen
Die Ärzte hatten gehofft, das die Kosten vom Kanton übernommen werden. Mit der Notrufnummer wolle man die Patientenflut steuern und verhindern, dass Patienten unnötig Notaufnahmen und Notfallpraxen überfluten. Doch die Aargauer Regierung habe dieses Anliegen im Rahmen des Sparprogrammes abgelehnt.
Daher hat der Ärzteverband nun einen Deal mit der Firma Med-Phone ausgehandelt. Die Patienten zahlen 3.23 pro Minute, die restlichen Kosten trägt die Firma selbst. Für die Patienten nicht ganz billig: Denn die Firma kassiert auch weiter, nachdem sie den Patienten mit einem Notfallarzt verbunden hat. Der Minutentarif von gut 3 Franken gilt also, bis das Gespräch beendet ist.
Pilot-Phase startet am 1. November
Hans-Ulrich Iselin hofft, dass sich die Aargauer Patienten von den drohenden Kosten nicht abschrecken lassen. «Die Aargauer waren bis jetzt durch die 0800er Nummer relativ verwöhnt, da das Angebot gratis war. Auf der anderen Seite werden die 3.23 Franken pro Minute in den Kantonen Zug und Luzern problemlos in Kauf genommen. Weil die Patienten wissen, dass diese Leistung den Preis wert ist.»
Die neue ärztliche Notrufnummer ist ab Samstag, 1. November, aufgeschaltet. Sie wird versuchsweise für ein Jahr in Betrieb sein.
Die bisherige ärztliche Notrufnummer nutzen rund 50'000 Personen pro Jahr. Bis 2012 gab es im Aargau keine einheitliche Notfallnummer, sondern über zwanzig regionale Lösungen.