Bruno Gisler schweigt, wenn es darum geht, den Dopingfall vom letzten Jahr nochmals aufzurollen. Und auch der Nordwestschweizer Verband scheint kein Interesse daran zu haben, die Hintergründe des Falls nochmals aufzurollen – genau so wenig wie der Solothurner Kantonalverband.
Ein Spray mit Folgen?
Anfang Dezember 2013 stellte sich Bruno Gisler den Medien und nahm Stellung zum positiven Dopingtest beim Eidgenössischen Schwingfest. Er habe damals aus Versehen einen falschen Spray erwischt, nämlich denjenigen seiner schwangeren Frau gegen Übelkeit, statt seinen eigenen gegen eine Erkältung. Sein Spray und derjenige seiner Frau sehen identisch aus, wie er an der Medienkonferenz beweisen konnte.
Diese Version glauben aber nicht alle. Nachdem sich bereits der Spray-Hersteller und auch der oberste Schweizer Doping-Kontrolleur Matthias Kamber kritisch zu Gislers Aussage äusserten, hat sich am 18. Januar auch ein ehemaliges Vorstandsmitglied des Solothurner Kantonalschwingerverbandes gemeldet.
Hansruedi Zumstein verlangte an der Delegiertenversammlung der Nordwestschweizer Schwinger, dass der Fall nicht unter den Tisch gekehrt wird. Gisler solle nochmals vor die Medien treten und erklären, was wirklich passiert ist.
Bruno Gisler will nur reden, wen der Verband anklopft – und umgekehrt
Gisler will das nicht tun, lässt seine Frau ausrichten. Zumstein sei nicht mehr im Vorstand des Solothurner Verbandes. Erst wenn der Verband anklopfe, werde man «miteinander reden», erklärt Evelin Gisler gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF.
Beim Verband will man das aber nicht tun, und gibt Gisler den Ball zurück: «Wenn er will, kann er etwas dazu sagen. Er hat damals Auskunft gegeben, ohne mit dem Verband Rücksprache zu nehmen. Dann kann er das auch jetzt tun», meint Daniel Dreier, Präsident des Nordwestschweizer Verbandes.
Das müssen wir so im Raum stehen lassen. Es ist nicht unsere Sache, zu beurteilen, ob das stimmt.
Auf die Frage, ob der Verband denn nicht wissen will, ob Gislers Version stimmt, entgegnet Dreier: «Das müssen wir so im Raum stehen lassen. Es ist nicht unsere Sache, zu beurteilen, ob das stimmt.» Der Fall sei erledigt und abgeschlossen. Das sehe auch der Solothurner Kantonalverband gleich, erklärt Präsident Beat Schumacher.
Fall unter den Tisch kehren?
Es scheint, als ob die Verbände den Fall unter den Tisch kehren und nicht mehr darüber reden wollen. Das stimme so nicht, meint Rolf Gasser, der Geschäftsstellenleiter des eidgenössischen Schwingerverbandes. «Es gab fortlaufend Gespräche innerhalb aller Gremien des Verbandes. Nun seien die Prozesse klar, wie man in einem solchen Fall vorgeht.» Es sei sicher so, dass die fünf oder sechs Dopingfälle seit 2001 für den Schwingsport nicht gut waren, bestätigt Gasser.
Man wolle nun aber in die Zukunft blicken und alles unternehmen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt. «Wir wollen zudem nun unter das Dach von Swiss Olympic, damit wir Dopingfälle künftig nicht mehr selber beurteilen müssen», erklärt Gasser. Der Verband sei daran, dem Dachverband des Schweizer Sports beizutreten.
Gasser gibt zu, dass in der Vergangenheit der Eindruck entstehen konnte, dass man die eigenen Leute schonen wolle. Dem sei aber nicht so. Mit einem Beitritt zu Swiss Olympic könne man nun die Glaubwürdigkeit des Schwingsportes erhöhen.