Keine andere Solothurner Gemeinde wächst so stark wie Oensingen. Hatte das Dorf Ende 2009 noch 4‘850 Einwohner, sind es heute bereits knapp 6‘000. Im Entwurf zum neuen kantonalen Richtplan wird Oensingen zum «urbanen Raum» gezählt, der Verkehr hat massiv zugenommen, nächstes Jahr verkehrt versuchsweise gar ein Ortsbus.
Und auch die Industrie in Oensingen wächst stetig. Jüngste Beispiele sind die Bauprojekte der Gross-Metzgerei Bell und des Fleischverarbeiters Nutrivalor. Oensingen ist auf dem Weg zur Kleinstadt «Das heisst für das Dorf, dass man sich nicht mehr in einem Dorf bewegt, sondern in einer Kleinstadt», kommentiert Pascal Estermann als Stabschef des Gemeinderats das Wachstum.
Estermann sagt, was auch alteingesessene Oensinger finden: «Ich denke, und das sage ich aus persönlicher Verwaltungssicht, Oensingen wächst zu schnell.» Die Bauverwaltung habe ständig 50 bis 60 Projekte zu betreuen, informiert der Stabschef: «Die Projektmenge ist an einem Punkt, an dem man nahe an einer Überlastung ist.» Sollte das Wachstum so weitergehen, brauche es bald mehr Personal.
Bauverwaltung ist offiziell «noch knapp nicht überlastet»
Dass Oensingen mit den Folgen des rasanten Wachstums an Grenzen stösst, haben dieses Jahr zwei Beispiele gezeigt, die national für Schlagzeilen gesorgt haben. Zum einen wurde störenden Buben das Fussballspielen verboten. Zum anderen wurden Rohre in den Boden verlegt, ohne vorher den Kredit von der Gemeindeversammlung absegnen zu lassen.
Einen weiteren Fall will Stabschef Pascal Estermann nicht mehr kommentieren. Die Oensinger Bauverwaltung hat im Herbst vergessen, ein Baugesuch zu publizieren. Dabei handelte es sich ausgerechnet um das private Gesuch des Baukommissions-Präsidenten. Stimmen wurden laut, das könne wohl kaum ein Zufall sein. Um noch mehr Kritik zu vermeiden, ist der Baukommissions-Präsident schliesslich zurückgetreten. Pascal Estermann: «Wir möchten, dass dieser Fall mit der Demission als abgeschlossen gilt». Die Emotionen seien recht hoch gegangen.