Der Trägerverein des Jugendkulturhauses «Provisorium 8» in Olten hat genug: Sparen, eine unsichere Zukunft, nur befristete Verträge für die Mitarbeitenden – der Verein will so nicht weiter arbeiten. Er hat deshalb auf Ende Jahr alle Verträge mit der Stadt Olten gekündigt, wie er in einer Mitteilung am Donnerstag bekannt gab.
Damit sind auch die Verhandlungen über einen neuen Leistungsvertrag für das Jahr 2017 geplatzt. Der Hintergrund der Turbulenzen ist klar: Die Stadt Olten spart seit Jahren massiv, auch bei der Jugendarbeit wurden die Mittel gekürzt.
Der Budget-Prozess als jährliches Damoklesschwert
Allerdings nicht so stark, dass der Verein nicht mehr hätte arbeiten können. Das betont Sandro Gervasoni, Kassier des Trägervereins. Aber dem Verein habe zu schaffen gemacht, dass aus der Politik immer wieder Signale kämen, die auf weitere Sparrunden hindeuten würden. «Dieses Damoklesschwert hängt dauernd über uns», sagt Gervasoni.
Ihn und den anderen vier Vorstandsmitgliedern machte zu schaffen, dass sie neben ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Führen der Jugendarbeit in der Stadt, auch sehr viel politische Überzeugungsarbeiten leisten mussten oder hätten leisten müssen. Gervasoni: «Das schaffen wir nicht. Wir sind alle berufstätig. Für die Jugendarbeit engagieren wir uns ehrenamtlich.»
Vereinspräsidentin Nina Müller ergänzt: «Wir können diese Verantwortung nicht mehr tragen. Gegenüber dem Personal, gegenüber den Mieterinnen und Mietern des Lokals, gegenüber der Jugend.» Es sei nicht tragbar, dass die Jugendarbeiter jeweils erst im November wüssten, ob sie im nächsten Jahr überhaupt noch einen Job haben.
Stadt betreibt «Provisorium 8» weiter
Der Trägerverein gibt das Jugendkulturhaus – die ehemalige «Färbi» – also zurück an die Stadt. Diese will den Betrieb nun selber aufrecht erhalten und auch das Personal weiter beschäftigen. Allerdings, so heisst es in einer Mitteilung der Stadt, werde man dafür nur «die Hälfte der bisherigen Betriebsbeiträge» in das Budget aufnehmen.
Dass der Trägerverein der Jugendarbeit aufhört, überrascht mich.
Der Verein habe jahrelang eine grosse Ausstrahlung genossen und die Jugendarbeit in der Stadt Olten stark geprägt, sagt Ueli Kleiner, Leiter der Direktion Bildung und Sport bei der Stadt, gegenüber Radio SRF. Er sei überrascht, habe aber Verständnis für den Verein. In den letzten 40 Jahren sei viel passiert, die Welt habe sich verändert, man müsse das Modell wohl überdenken, so Kleiner weiter.
Längerfristig will der Stadtrat die Jugendarbeit in Olten «neu aufstellen». Dazu brauche man aber mehr Zeit. Der Stadtrat will bis Ende Jahr erste Projekte präsentieren.