Die Oper Schenkenberg hat finanzielle Probleme. Das zeigen Recherchen des Regionaljournals Aargau Solothurn von Radio SRF. Mehrere Firmen aus dem Kanton Aargau warten auf Geld von der Oper Schenkenberg. Diese hatte zuletzt im August 2013 Giuseppe Verdis Oper «Il Trovatore» aufgeführt.
Bis zu sechsstellige Frankenbeträge offen
Zwei Firmen bestätigen auf Anfrage, dass sie auf Geld warten. Die Rede ist von bis zu sechsstelligen Frankenbeträgen. Ein Betriebsleiter erklärt, er warte auf einen «namhaften Betrag».Und er fügt an, dass sein Unternehmen ohne eigene Reserven in einer sehr schwierigen Lage wäre.
Die befragten Firmen wollen anonym bleiben. Sie haben zusammen mit den Verantwortlichen der Oper Schenkenberg eine Verzichtserklärung unterschrieben. Das heisst: Die Gläubiger verzichten auf einen Grossteil des Geldes und hoffen nun noch auf einen Teil es geschuldeten Betrages. Das sei die einzige Möglichkeit, um wenigstens einen Teil des Geldes doch noch zu erhalten.
Fader Beigeschmack
Die einzige andere Option der Gläubiger wäre gewesen, die Betreibung zu verlangen. Dann wäre die Oper Schenkenberg wohl Konkurs gegangen, erklärt einer der befragten Geschäftsführer. Die Enttäuschung bei den Firmen ist gross. «Es gibt einen faden Beigeschmack, wenn man etwas gut gemacht hat und dann nicht das erhält, das man sich erhofft hatte», erklärt der andere Firmenchef.
Der künstlerische Leiter der Oper Schenkenberg, Peter Bernhard, nimmt Stellung zu den Vorwürfen. Ja, mehrere Firmen haben ihr Geld noch nicht erhalten. Und ja, die Firmen werden nicht alles Geld erhalten. Bald soll dieses Thema aber abgeschlossen sein: «Bis spätestens Anfang März werden wir das Geld überweisen», erklärt Bernhard.
Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wie schief die finanzielle Lage war, das muss nicht jeder einzelne wissen.
Wie viel, das sagt er nicht. Unklar ist auch, wie hoch der Gesamtbetrag ist. Darüber will der künstlerische Leiter nicht sprechen. «Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wie schief die finanzielle Lage war, das muss nicht jeder einzelne wissen», so Bernhard.
Die Gründe für die Geldprobleme waren vielschichtig, erklärt Bernhard: «Zum einen hatten wir einen verregneten Frühling 2013, der Vorverkauf lief schlecht. Zum anderen gab es am Pfäffikersee eine andere Produktion», das habe nochmals zu einem Einbruch bei den Ticketverkäufen geführt.
Die Schlussabrechnung von «Il Trovatore» werde aber ausgeglichen sein, verspricht Bernhard. Und: Auch für die geplante Produktion im Jahre 2016 sieht es gut aus, erklärt er.
Die Oper Schenkenberg finanzierte sich durch mehrere Sponsoren aber auch durch Swisslos-Beiträge des Kantons. Laut Thomas Pauli, Chef Abteilung Kultur im BKS, gab der Kanton der Oper Schenkenberg 350'000 Franken aus dem Swisslos-Fonds. Hinzu kommt eine Defizitgarantie von 50'000 Franken.
Wir wussten, dass es Schwierigkeiten gibt.
Ob die Freilichtoper dieses Geld erhält, ist noch nicht klar. «Wir haben noch keine Abschlussrechnung erhalten», erklärt Pauli gegenüber dem Regionaljournal. Auf die Frage, ob der Kanton von der finanziellen Lage der Oper Schenkenberg wusste, meint Pauli einzig: «Wir wussten, dass es Schwierigkeitkeiten gab.» Weitere Informationen müsse aber Peter Bernhard liefern.
Das letzte Stück der Open Schenkenberg war aufwändig produziert worden. Die Kulisse war mit 53 Lastwagen nach Schinznach transportiert worden, an den Schauspielort. Alleine die Bühne stammte ursprünglich aus Minsk und wurde mit 17 Lastwagen in die Schweiz geholt. Das Budget für die gesamte Produktion betrug über vier Millionen Franken. Knapp 17‘000 Zuschauer besuchten «Il Trovatore» und das dazugehörige Jugendprogramm «Insalata Verdi».
Peter Bernhard ist Gründer, künstlerischer Leiter und Sänger bei der Oper Schenkenberg. Bei «Il Trovatore» spielte er 2013 den Manrico, bei «Carmen» im Jahre 2010 übernahm er die Rolle des Don José.