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Aargau Solothurn Pflegebetten im Aargau bleiben leer

Kalte Betten kennen nicht nur Tourismusorte in den Bergen. Kalte Betten gibt es auch in den Pflegeheimen des Aargaus. Ihre Zahl steigt. Die Heime sind nämlich teuer, und die Alternative, die Spitex, wird immer professioneller und leistungsfähiger. Nur: Die Zahl der Pflegebetten ist vorgeschrieben.

Ein stationärer Aufenthalt in einem Pflegeheim ist eine teure Sache. Hunderte von Franken kostet er pro Tag. Und in den letzten Jahren sind die Preise massiv gestiegen. Nicht für die Patienten, aber für die Gemeinden, denn diese tragen den Hauptteil der Kosten.

Seit die so genannte Vollkostenrechnung vorgeschrieben ist, ächzen die Gemeinden noch lauter wegen der Kosten als früher. Ihre Reaktion: Die Spitex fördern, die Leute zu Hause pflegen lassen. Das kommt billiger als der teure Aufenthal im Heim.

Nach der Devise «ambulant vor stationär» wird die Spitex-Pflege massiv ausgebaut. Die Spitex soll ein professioneller Pflegebetrieb sein mit einer Präsenz fast rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche.

Thomas Peterhans, Direktor des Pflegeheims Reusspark in Niederwil (AG) und Vorstandsmitglied des «Vereins Aargauische Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen» (VAKA): «Die Spitex leistet sehr gute Arbeit. Das hat zu einem späteren Eintritt in die Heime geführt.»

Betten bleiben leer

Die Folgen des Spitex-Ausbaus: Immer mehr Pflegeheime sind nicht mehr voll, sie haben freie Betten, die Wartelisten sind an vielen Orten verschwunden. Andre Rotzetter, Geschäftsführer des Verein Altersbetreuung Oberes Fricktal mit Heimen in Frick und Laufenburg: «Ich denke, wir steuern bei den Heimen auf eine Überversorgung zu.»

Spitex anstatt Heime – das ist allerdings einfacher gesagt als getan. Denn im Aargau gibt es ein Konzept für die Pflegeheime und die «Gesundheitspolitische Gesamtplanung». Und in diesen Grundlagenpapieren steht, dass es im Aargau für 23 Prozent aller Menschen, die 80 Jahre und älter sind, einen Platz in einem Pflegeheim geben muss.

Pflegeheim
Legende: Der Aargau steuert bei den Pflegeheimen auf Überkapazitäten zu. Die Spitex hält die alten Menschen zu Hause. Keystone

Nach diesen kantonalen Richtwert haben die Gemeinden in den letzten Jahren gebaut und geplant. Nun ist immer mehr Kritik an den Zahlen des Kantons zu hören. Thomas Peterhans: «Die Richtwerte sind zu hoch.» Auch Andre Rotzetter teilt diese Ansicht: «Der Kanton rechnet mit 23 Prozent, im Fricktal gehen wir aber davon aus, dass es nur für zirka 17 Prozent der 80-jährigen und darüber einen Platz in einem Pflegeheim braucht.»

Wegen dieser doch beträchtlichen Differenzen wurde das Fricktal beim kantonalen Gesundheitsdepartement vorstellig. Und dort sah man ein, dass der kantonale Richtwert im Fricktal keinen Sinn ergibt. Balz Bruder, Sprecher des Gesundheitsdepartment, bestätigt eine Ausnahmeregelung für das Fricktal: «Es gibt Regionen, die den kantonalen Richtwert unterschreiten. Wenn die plausibel sind, ist es natürlich möglich, den Richtwert nach unten anzupassen, so wie im Fricktal.»

Der Kanton, so Balz Bruder, biete zu solchen Ausnahmeregelungen sehr gerne Hand. Schliesslich gilt im Kanton die Strategie «ambulant vor stationär». Und wenn Gemeinden belegen können, dass sie die alten Menschen auch ohne neue Pflegheime betreuen können, werden sie vom Kanton unterstützt.

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