«Der Überlieferung zufolge schweigen von Gründonnerstag nach dem Gloria bis Ostern die Glocken der Kirchen. Da Kirchenglocken meist festliche Stimmung ausdrücken, ist deren Geläute in der Zeit der Grabesruhe Jesu nicht angebracht», so erklärt Wikipedia den Brauch.
Ratschen, Räppeln, Kläpstern, Klibberen – für den Osterbrauch gibt es unzählige Ausdrücke. In Egerkingen heisst er Rären, und ist über Ostern deutlich hörbar. Zu drei Zeiten, fünf vor elf, fünf vor drei und fünf vor acht an Karfreitag ertönen die Rären, je fünf Minuten lang. Auch an Karsamstag sind die Holzinstrumente zu hören. Ein Egerkinger Brauch mit Tradition.
«Rären ist anstrengend»
Es sei anstrengend die Rären zu bedienen, sagt Martin Fischer, Mitglied der Chlausezunft Egerkingen. Die Ministranten, Mädchen und Jungen, bedienen die Rären deshalb abwechselnd. Zwei halten das hüfthohe Instrument, andere drehen daran, damit die Holzhammer lärmen. So lässt sich das Dorf beschallen.
Der Brauch wurde bis in die 50er-Jahre gelebt, danach starb er aber aus. «Wir haben immer von unseren Vätern und Grossvätern davon gehört, und haben dann eine alte Räre gefunden», erklärt Martin Fischer im Interview mit Radio SRF. Der gelernte Schreiner erkannte, wie man neue Rären bauen konnte. Der Grundstein für die Wiederbelebung des Brauchs war gelegt.
Auch Touristen bleiben manchmal stehen
Die Kirche liegt in Egerkingen leicht erhöht, am Hang, mit Blick über das ganze Dorf. Der Lärm der Rären erreicht hier praktisch jeden, so dass auch schon Touristen stehen geblieben sind und nachgefragt haben, was das Rätschen genau bedeute. «Dafür haben wir Leute, die dann in Englisch Auskunft geben, lacht Martin Fischer.
Fischer ist Mitglied der Chlausezunft. Die Zunft ist das Geheimrezept des Egerkinger Brauchs. Hier werden die jungen Ministranten und interessierte Jugendliche rekrutiert. Nachwuchsprobleme kennt die Zunft keine. Die Zunft selbst ist der katholischen Kirche nahe, es dürfen aber auch reformierte Kinder mitanpacken.