Eine volle Kirche – heute ein seltenes Bild in der reformierten Kirche Baden. Am Jubiläumsgottesdienst vom Sonntag waren die Bänke für einmal gut gefüllt. Die grösste Reformierte Kirchgemeinde des Aargaus gedachte ihrer Anfänge.
1714 wurde die reformierte Kirche in Baden eingeweiht. Dies auf Geheiss der reformierten Kantone Bern und Zürich, die die Villmergerkriege gewonnen hatten. Baden war katholisch, stand also auf der «falschen» Seite. Zur Strafe wurde der Stadt befohlen, eine reformierte Kirche zu bauen.
Dies wurde auch gemacht, selbstverständlich ohne Begeisterung. Und als die Kirche stand, musste sie bewacht werden. Immer wieder gab es Anschläge auf das neue Gotteshaus, das den Badener Katholiken ein Dorn im Auge war. Aussen und innen wurde die Kirche verschmiert. Einmal wurde die Kanzel gar mit Kot bestrichen.
Gelebte Ökumene
Das ist heute undenkbar. Oft werden Gottesdienste in Baden ökumenisch gefeiert. Am Jubiläums-Gottesdienst vom Sonntag nahm auch der katholische Stadtpfarrer teil. Auch Christkatholiken, Hindus und Moslems waren anwesend.
In Thesen und Statements machten sich verschiedene Redner Gedanken über den Stellenwert des Glaubens in der heutigen Zeit. «Wir scheuen uns nicht, in der Kirche theologisch zu denken, das heisst, nach Ursprung, Mitte und Konsequenz unseres Glaubens zu fragen», sagte zum Beispiel Pfarrer Stephan Johanus von der evangelisch-methodistischen Kirchgemeinde.
Und Pfarrer Michael Müller, Kirchenratspräsident des Kantons Zürich, stellte seine Gedanken unter die Überschrift «Unsere Kirche muss nicht glänzen, sie muss nützen.»
Der Badener Pfarrer Stefan Blumer knüpfte bei Paulus an, der seine liebe Mühe hatte, in Griechenland bei den Korinthern eine christliche Gemeinde aufzubauen. Alles wurde dort infrage gestellt, nicht nur die Glaubensinhalte, auch die Rituale, die Paulus einführen wollte.
Das erinnerte Blumer an die Anfänge der Reformierten Kirchgemeinde in Baden. Die Schutzherren dieser Kirchgemeinde, die Berner und Zürcher, waren sich nämlich oft auch nicht einig. So zum Beispiel in der Frage, ob im Abendmahl Olbaten gereicht werden sollten (die sehr stark an die katholischen Hostien erinnern) oder ob ganz normales Brot genügt.
Letztlich müsse das Trennende aber hinter dem Einigenden zurücktreten, sagte Pfarrer Stefan Blumer. Die Gläubigen müssten einander als «Heilige» ansehen. «Ihr alle seid Geheiligte und Berufene Gottes. Gott unser Vater und unser Messias Jesus Christus schenke euch Gnade und Frieden.»