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Jubelnder René Weiler
Legende: René Weiler feiert den Sieg über den FCZ im September. Nach Niederlagen allerdings gibt sich Weiler jeweils zugeknöpft. Keystone

Aargau Solothurn René Weiler: «Der FC Aarau ist mit einem kleinen Motor unterwegs»

Am Samstag startet die Rückrunde in der Fussball Super League. Der FC Aarau empfängt auf dem Brügglifeld den FC St. Gallen. Für Trainer René Weiler ist klar: Er will den Liga-Erhalt schaffen. Mehr liege gar nicht drin.

René Weiler empfängt den Journalisten im Kaffee-Raum der FC Aarau-Geschäftsstelle. Die Räumlichkeiten im Stadion Brügglifeld sind eng und alt. Viele Fabrikarbeiter haben wohl repräsentativere Pausenräume zur Verfügung. Das bescheidene Stadion steht exemplarisch für den Verein: Der FC Aarau ist eine kleine Nummer im Schweizer Fussballzirkus.

René Weiler hat sich damit arrangiert. Er leitet die erste Mannschaft bereits seit bald drei Jahren. Zuvor hatte er in den Neunzigerjahren schon ein Jahr als Spieler auf dem Brügglifeld verbracht. «Ich bin schon über vier Jahre lang beim FC Aarau. Ich betone das, denn das Fussballgeschäft ist sehr schnelllebig», meint Weiler lachend und mit etwas Stolz in der Stimme.

Weiler war auch schon als Trainer für GC im Gespräch. Darüber sprechen will er nicht mehr, «das ist Schnee von gestern.» Weiler macht klar: «Meine Gegenwart und meine nähere Zukunft sind beim FC Aarau. Hier habe ich noch viele Herausforderungen zu meistern.»

Wenig Geld, kleines Team, altes Stadion

Der FC Aarau verfügt mit Abstand über die kleinste Kasse der höchsten Schweizer Fussballliga. Das Budget von fünf Millionen Franken lässt kaum Spielraum: René Weiler hat als Trainer deshalb alle Hände voll zu tun. Den Transfer von Schalke-Torhüter Lars Unnerstall hat er selber eingefädelt. «Ich habe noch Beziehungen aus meiner Zeit als Club-Manager», meint Weiler dazu.

Und: «Natürlich übernimmt man bei einem so kleinen Club wie Aarau als Trainer auch andere Funktionen. Wir haben uns die Arbeit hier aber gut aufgeteilt, auch mein Tag hat schliesslich nur 24 Stunden.»

Auch mein Tag hat nur 24 Stunden.

René Weiler betreut seine Mannschaft nicht nur sportlich. «Den Spielern muss es wohl sein, damit sie ihre Leistung bringen können», sagt Weiler. Deshalb verlange er von den Spielern aus ingesamt zehn Nationen auch, dass sie sich in der Schweiz und in Aarau integrieren. «Wenn ein älterer Spieler mit seiner ganzen Familie in die Region zieht, dann ist das problemlos. Aber viele junge Spieler sind etwas verloren.» Für diese Spieler macht Weiler dann auch die «Sorgen-Tante».

«Natürlich wäre es schön, wir hätten mehr Leute zur Verfügung, um sich auch wirklich um die Spieler kümmern zu können», gibt Weiler zu. Trotzdem will er seinen Job beim kleinsten Superleage-Verein nicht schlecht reden. «Wir haben in Aarau dafür mehr Ruhe. Und mehr Kontinuität: Präsident und Vorstand sind seit mehreren Jahren im Amt.»

Realistische Zielvorgabe: Liga-Erhalt

Trotzdem: Die Umstände beeinflussen natürlich auch den sportlichen Erfolg. Trainer René Weiler ist stolz darauf, was er mit seiner Mannschaft bisher erreicht hat. 2013 stieg der FC Aarau in die oberste Spielklasse auf. In dieser Liga soll er nun bleiben. «Natürlich könnten wir auch einen Platz in der Euroleague als Ziel vorgeben, aber das ist einfach nicht realistisch», sagt Weiler.

Der Trainer kann natürlich nicht auf die besten Spieler der Nation zählen. Und sagt dies auch ganz offen: «Ein Steve Guerdat wird mit einem Ackergaul auch nicht Olympia-Sieger. Dasselbe gilt für uns: Der Motor des FC Aarau ist halt einfach etwas kleiner als bei anderen Mannschaften in dieser Liga.»

Ein Steve Guerdat wird mit einem Ackergaul auch nicht Olympiasieger.

Auch die Infrastruktur bereitet Weiler ab und an Kopfzerbrechen. «Wir müssen im Moment in Gränichen trainieren. Die Trainingsplätze im Brügglifeld können wir nicht nutzen, weil die Kunsteisbahn daneben umgebaut wird.» Auch Weiler hofft deshalb auf das neue Fussballstadion Torfeld Süd. «Das Brügglifeld ist zwar wirklich kultig, ich habe hier gerne gespielt und ich stehe hier gerne am Spielrand», meint Weiler. «Aber trotzdem brauchen wir eine modernere Infrastruktur.»

Weiler selber dürfte das neue Stadion wohl kaum mehr aktiv erleben. Sein Vertrag läuft 2015 aus. Bis dahin will er den kleinen Verein in der obersten Liga halten. «Unter den besten zehn Mannschaften der Schweiz zu sein, das ist für Aarau sensationell», betont Weiler immer wieder. Das sei nicht Tiefstapelei, sondern nur realistisch.

«Sogar wenn wir wieder absteigen müssten, hätten wir unseren Job noch gut gemacht.» Man kann diese vorsichtige Haltung durchaus nachvollziehen, wenn man den kargen Pausenraum im Brügglifeld verlässt.

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