Warum wollen Sie eigentlich Präsident sein der BDP Aargau?
Ich will die hervorragende Arbeit von Bernhard Guhl (Vorgänger, Anmerkung d. Red.) weiterführen. Aber ich will auch neue Impulse einbringen. Impulse aus der Arbeit im Grossen Rat, aus diesem grossen Netzwerk.
Sie übernehmen die Partei in einem schwierigen Umfeld. Bei den Nationalratswahlen 2015 haben sie viele Stimmen verloren, umgerechnet etwa einen Sechstel der Wähleranteile. Ist die BDP auf dem absteigenden Ast?
Nein, das würde ich so nicht sagen. Wir hatten von Anfang an schwierige Zeiten, wir haben schon einige Stürme erlebt. Aber auf dem absteigenden Ast sind wir nicht. Wir müssen halt schauen, dass unsere Aussenwirkung besser zur Geltung kommt. Und dann geht es so weiter wie bis anhin, davon bin ich überzeugt.
Die Aussenwirkung der BDP – man fragt sich ja immer noch, was die BDP eigentlich ist. Ist es ein bisschen SVP? Ein bisschen Mitte? Was ist das Profil der BDP Aargau?
Wir sind tatsächlich ein bisschen alles. Wir machen eine verantwortungsvolle Politik, zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. Wir sind bereit, parteiübergreifend mit jeder anderen Partei zusammenzuarbeiten, wenn das unseren Zielen dient.
Im Oktober 2016 sind Grossratswahlen im Aargau. Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Themen, die man im Wahlkampf aufgreifen muss.
Die Bildungspolitik ist wichtig. Und ein ganz grosses Anliegen ist uns die Sicherheitspolitik. Dort darf man nicht zu stark sparen. Das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung ist gross. Wir wollen dafür sorgen, dass es ihr gut geht.
Nicht sparen also bei der Sicherheit. Die Bildung haben Sie erwähnt, das ist auch etwas, das viel kostet. Da sind wir nun beim zentralen Problem des Aargaus, er ist finanziell knapp dran. Heisst das jetzt, dass Sie für mehr Einnahmen sind?
Das ist jetzt genau das: Wenn man fordert, und das haben wir bei der Spardiskussion im Grossen Rat gemacht, dann hat das natürlich Konsequenzen: es kostet. Wenn wir sagen: wir wollen, wir wollen, müssen wir dann auch kompromissbereit sein. Und das sind wir mit unserer Bereitschaft, auf der Einnahmenseite etwas zu korrigieren. Der Luxus, den wir uns leisten, muss uns auch etwas Wert sein.
Sie haben ein ungewöhnliches Hobby. Sie sind Umpire im Curling-Sport, also Schiedsrichter. Was können Sie von der Tätigkeit als Curling-Schiedsrichter in die Politik mitnehmen?
Sicher viel, zum Beispiel in der Kommunikation. Man muss im Curling manchmal auch unangenehme Entscheide fällen. Und man arbeitet häufig im Hintergrund, das ist wie in der Politik. Aber plötzlich steht man auch im Vordergrund. Der Umgang mit Menschen ist das zentrale Thema im Sport wie in der Politik. Und das ist das, was mir am meisten Freude macht.
Interview: Stefan Ulrich