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Bild 1 von 4. Hier hat Carl Robert Enzmann das Solothurnerlied geschrieben: Im ehemaligen Pfarrhaus zwischen St. Ursen-Kathedrale und altem Zeughaus. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Eine Tafel, die am ehemaligen Pfarrhaus angebracht ist, erinnert an den Erschaffer des Solothurnerlieds. Neun Jahre wirkte der Luzerner als Kaplan in Solothurn. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Im kantonalen Lehrmittel «Solothurner Lieder» sind acht Strophen abgedruckt. Auch solche, die heute nicht mehr so geläufig sind: «S'Regiere isch no zimli schwär. Hie hei sis zwar bequem: Was anderwärts erdänkt muess sy, dassälb bsorgt hie s'System». Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Mario Ursprung kennt das Solothurnerlied wie kaum ein anderer. Er hat unter anderem eine virtuose Version für die Solothurner Singknaben geschrieben. Am Klavier erklärt er das Erfolgsgeheimnis des 100-jährigen Lieds. Bildquelle: SRF.
Das Solothurnerlied kennt in Solothurn fast jedes Kind. Sein Schöpfer indes ist fast vergessen gegangen. Es war Carl Robert Enzmann (1888 - 1931), der die schönste Liebeserklärung ans Aarestädtchen verfasst hat. Der Luzerner hatte neun Jahre als Kaplan in Solothurn gearbeitet.
Enzmann hat den Text zum Solothurnerlied geschrieben. Die Melodie geht allerdings auf ein altes irisches Volkslied zurück. Deshalb erklingt die gleiche Tonfolge auch nicht nur in Solothurn, sondern in vielen anderen Liedern.
Auch in den USA ein Hit
In Amerika etwa ist die Melodie als «Long, long ago» bekannt und kommt beispielsweise im gleichnamigen Duett von Nat King Cole und Dean Martin vor. Glenn Miller hat sie für sein «Don't sit under the Apple Tree» verwendet. Und in Deutschland kennt man die Melodie seit dem 18. Jahrhundert in ganz unterschiedlichen Versionen als «Lang, lang ist's her».
«Lang, lang ist's her» lautete vor rund 100 Jahren auch das Fasnachts-Motto in Solothurn. Die Melodie klang tagelang die Gassen auf und ab, erinnerte sich Enzmann einmal: «In meine kleine, rottapetete Kaplanenbude hinauf drang die Melodie, und die Töne des Liedes verankerten sich klettenhaft in meinen Gehörgängen, dass ich sie nicht mehr los wurde.» Der Ohrwurm animierte Enzmann schliesslich, einen eigenen Text dazu zu schreiben. Aus «Lang, lang ist's her» wurde «S'isch immer so gsi».
100 Jahre alt – oder 101?
Im Jahre 1915 oder 1916 müsse diese Fasnacht gewesen sein, meinte Enzmann einmal selber. Er könne sich aber nicht mehr genau erinnern. Im offiziellen Solothurner Liederbuch wird hingegen 1914 als Entstehungsdatum aufgeführt.
Was stimmt denn jetzt? Das könne man nicht mehr genau sagen, meint Hans Brunner. Der Winznauer hat 2011 ein Buch mit Texten von Carl Robert Enzmann herausgegeben. Volkslieder seien früher über mehrere Jahre hinweg entstanden, sagt Brunner. Beim Solothurnerlied ist zumindest bekannt, dass Enzmann die letzte Strophe erst später hinzugefügt hat, als er bereits nicht mehr in Solothurn tätig war, sondern an die Kantonsschule Luzern berufen wurde.
Die Liebeserklärung an Solothurn bleibt beliebt
Damit das Solothurnerlied nicht vergessen geht und noch heute gesungen wird, dafür sorgt Mario Ursprung. Der Solothurner Komponist, Chorleiter und Entertainer hat 2003 ein Neujahrskonzert mit Variationen zum Solothurnerlied gegeben und 2004 eine virtuose Version für die Solothurner Singknaben komponiert.
Soeben hat Ursprung das Lied zudem neu gesetzt für das Schweizer Gesangsfest in Meiringen. Dort wird es im Juni ertönen – rund 100 Jahre nach seiner Erschaffung.
Quellen:
- Lotte Ravicini: Das unsterbliche Lied eines Entlebuchers, in: Luzerner Hauskalender 1996
- Solothurner Lieder, Begleitband, Lehrmittelverlag
- Hans Brunner: Carl Robert Enzmann, Knapp-Verlag Olten 2011
- Elisabeth Pfluger: He nu so de, Hörbuch, Knapp-Verlag Olten 2008
Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr