Amanz Gressly wurde am 17. Juli 1814 in Bärschwil im Solothurner Schwarzbubenland geboren. Seine Eltern galten als wohlhabend, bevor ihre Glashütte in den 1850er Jahren in Konkurs ging.
Amanz und seine Geschwister wurden von einem Hauslehrer unterrichtet. Er sprach und schrieb lateinisch und griechisch, lernte später französisch und englisch. Schon als kleines Kind galt seine Liebe den Steinen. Silvan Thüring, Geologe am Naturmuseum Solothurn erzählt bei Radio SRF: «Während die anderen Kinder im Bach Krebse fingen, kletterte Amanz den Hängen entlang und suchte Fossilien.»
Geologie als Leidenschaft
1834 begann Gressly ein Medizinstudium in Strassburg. Welches er jedoch bald abbrach. Seine grosse Leidenschaft war die Geologie. Diese studierte er weitgehend autodidaktisch. In zahlreichen Wanderungen durchstreifte er die Wälder und Hänge des Juras und studierte dessen Gesteine.
Mit seiner Beobachtungsgabe und Genialität erkannte er die unterschiedliche Beschaffenheit gleichaltriger Sedimente. Daraus folgerte er, dass die Eigenschaften eines Gesteins mit seinem Ablagerungsraum zusammenhängen. Damit prägte er den Begriff, den heute weltweit alle Geologen als «Fazies» kennen – das «Antlitz» eines Gesteins.
Als erster Geologe bei Tunnelbau dabei
Amanz Gressly entdeckte auch den ersten Dinosaurierknochen der Schweiz, der einige Jahre später, ihm zu Ehren, vom Basler Geologen Ludwig Rütimeyer «Gresslyosaurus» genannt wurde. Gressly fand den Knochen beim Bau des Hauenstein-Bahntunnels. Als erster Geologe überhaupt, war er dort als Gutachter zugezogen worden.
Gressly war zeitlebens sehr fleissig. Über 11‘000 Fossilien von ihm befinden sich allein im Naturmuseum Solothurn. Weil er auch bei Wind und Wetter unterwegs war, litt er früh an Gicht und Rheuma. Hinzu kamen Depressionen die ihn immer wieder quälten.
Gressly der Sonderling
Silvan Thüring sagt: «Gressly war wohl ein Eigenbrötler. Ein Sonderling, den aber alle gerne mochten und beherbergten. Ein Kauz auch, der manchmal ungepflegt erschien, den man daran erinnern musste, für die Gesellschaft den mergelverschmierten Rock zu wechseln.»