Es war nie geplant ein berühmter Schriftsteller zu werden
Peter Bichsel feiert am 24. März seinen 80. Geburtstag. Der Solothurner Schriftsteller gehört zu den ganz grossen Autoren der zeitgenössischen deutschen Literatur. Mit der Kurzgeschichte «Eigentlich wollte Frau Blum den Milchmann kennenlernen» wurde Bichsel in den 1960er Jahren schlagartig berühmt. Es folgten unzählige Kurzgeschichten und Kolummnen.
Bichsel erzählt im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von seiner Angst, vor der eigenen «Ideenlosigkeit», vom «stundenlangen Warten auf den ersten Satz». Bichsel ist bekannt für seine prägnante Sprache, für Kurzgeschichtem, die über vermeintlich Alltägliches erzählen und dabei tiefgründig und anregend sind.
Anregend erlebt auch Franco Supino, Autor und Dozent an der Pädagogischen Fachhochschule, Bichsels Texte: «Er ist einer, der das Wichtigste verschweigt, und trotzdem versteht man, was er zu sagen hat. Bichsel ist ein Poet, aber auch ein Philosoph, der hinter die Dinge sieht.»
Ausserdem sei natürlich seine klare Sprache ein wichtiges Markenzeichen, sind sich die Bichsel-Kenner einig: «Bichsel probiert bewusst mit der Sprache zu schreiben, nicht einfach Beobachtungen zu notieren.»
Seine Qualitäten zeigten sich auch im persönlichen Gespräch mit ihm, findet Reina Gehrig: «Mit Peter Bichsel kann man sehr gut bei einem Glas Wein zusammensitzen und anregend über alles mögliche sprechen.» Franco Suppino ergänzt: «Man kann mit ihm aber auch sehr gut schweigen.»
«Etwas Bitterkeit ist immer geblieben»
Bichsel gehörte in den 1960er Jahren zur Solothurner Avantgarde. Er war Mitbegründer der Solothurner Literaturtage und der Solothurner Filmtage und von Beginn weg prägender intellektueller Querdenker. Während Bichsel in Deutschland früh zu grosser Anerkennung kam, tat sich die Stadt Solothurn lange schwer mit «ihrem» Schriftsteller.
Franco Supino merkt dazu an, dass es Schriftsteller in der Schweiz stets schwer hatten. Bichsels sogennante «Primarlehrer-Prosa» sei gerade früher bei der Elite nicht gut angekommen: «Schriftsteller mussten hier immer um Anerkennung kämpfen.»
An der Kantonsschule beispielsweise wurde Bichsel von den Lehrkräften verhöhnt, seine preisgekrönten Geschichten blieben ungelesen, was Bichsel durchaus persönlich verletzt hat. Er sagt dazu: «Etwas Bitterkeit ist immer geblieben.»
Wenn, dann möchte ich einfach noch etwas für mich schreiben.
Ende 2014 hat sich Bichsel mit seiner «letzten» Kolummne in der Schweizer Illustrierten verabscheidet. «Ich warte einfach, was kommt», sagt Bichsel. «Wenn, dann möchte ich einfach etwas für mich schrieben. Eine längere Erzählung zum Beispiel. Aber in meinem Alter drängt das nicht.»
Vom Malerssohn zum Bundesratsberater
Peter Bichsel wuchs als Sohn eines Malermeisters zunächst in Luzern auf und lebte ab 1941 in Olten. Am Lehrerseminar in Solothurn liess er sich zum Primarlehrer ausbilden. 1956 heiratete er die Schauspielerin Therese Spörri († 2005). Bichsel ist Vater einer Tochter und eines Sohnes.
Im Jahre 1957 trat er der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) bei, aus der er 1995 wieder austrat. Er bezeichnet sich selber als Sozialist. Zwischen 1974 und 1981 war er als persönlicher Berater für Bundesrat Willi Ritschard tätig, mit dem er befreundet war. Auch mit dem Schriftsteller Max Frisch pflegte er bis zu dessen Tod 1991 eine enge Freundschaft. Bichsel lebt in Bellach bei Solothurn.