Die 13-jährige Vanessa arbeitet an einem Kissenbezug aus Kunstfell. Ihre Schulkollegin Anja studiert die Schnittmuster für eine Sommerbluse. Die 66-jährige Ruth hat eine Handarbeit mitgebracht. Sie unterbricht ihre Arbeit aber immer wieder, um den beiden Teenagern beratend und helfend zur Seite zu stehen.
Die drei Damen sitzen in einem gemütlichen Bürozimmer der Solothurner Jugendförderung in der Vorstadt. Der Arbeitsraum wurde zu einem Nähatelier umfunktioniert. Auf dem Tisch steht eine Nähmaschine, auf den Aktenschränken liegen Nadeln, Faden und Stoffe bereit.
Eine Handvoll Jugendliche machte mit
Die Idee zum Nähatelier stammt von Anna Walti. Sie hatte früher im Raum Basel ein ähnliches Projekt geleitet. Mit grossem Erfolg, wie sie sagt. Der Besucheraufmarsch an der Solothurner Première hält sich dagegen in Grenzen. Nur eine Handvoll Jugendliche hat sich für den Handarbeitsabend interessiert.
Anna Walti ist darüber nicht erstaunt. «Viele Jugendliche wissen gar nicht, was Nähen ist. Ich habe die Liebe zur Handarbeit durch meine Mutter entdeckt. Wer diese Möglichkeit nicht hat, der findet kaum den Zugang», sagt die junge Jugendarbeiterin. Die 13-jährige Vanessa pflichtet ihr bei: «In der Schule machte die Handarbeit keinen Spass, da wurde man irgendwie dazu gezwungen. Hier herrscht eine lockere Atmosphäre und man kann tun, was man will.»
Seniorin Ruth gibt wertvolle Tipps
Das Nähatelier in Solothurn will aber auch Generationen verbinden. Deshalb wird das Projekt auch von Pro Senectute unterstützt. Die 66-jährige Ruth schätzt den Austausch mit den Jugendlichen: «Ich kann ihnen natürlich schon etwas helfen, da ich viel Erfahrung habe mit Handarbeit. Aber umgekehrt motivieren die Jugendlichen auch mich, man kann sich austauschen, das macht Spass.»
Nähen als Hobby ist unter Jugendlichen kaum verbreitet. Daran dürfte auch das jüngste Projekt der Jugendförderung in Solothurn kaum etwas ändern. Die Initianten und Besucherinnen hoffen aber, dass die zweite Ausgabe am 20. März bereits mehr Zuspruch findet. Und sei es nur aus ganz praktischen Gründen, wie die 13-jährige Vanessa erklärt: «Man stellt uns hier den ganzen Stoff einfach so zur Verfügung. Das ist natürlich ein wirklich aussergewöhnliches Angebot.»