Auf der Website der Stadt Aarau liest man momentan Folgendes: «Die ‹Alte Reithalle› in Aarau soll in ein Theaterhaus umgenutzt werden. Das zukünftige Theaterhaus OXER soll durch die Bereitstellung der Infrastruktur die freie Theaterszene regional, national und international fördern. Die Umnutzung der ‹Alten Reithalle› in Aarau sieht einen Betrieb mit zwei unterschiedlich grossen Bühnen und einer Probebühne vor.»
Kulturkonzept beerdigt alte Ideen
Doch das stimmt nicht. Die zwei Bühnen sind nämlich Geschichte. Sie werden nicht gebaut. Und der «Oxer» wird auch kein reines Theaterhaus sein, schon gar nicht eines mit internationaler Ausstrahlung. Die Änderung versteckt sich im neuen Kulturkonzept der Stadt Aarau, das vom 12. Dezember 2014 datiert.
Zum «Oxer» liest man dort: «Erneute Evaluation des Projekts mit regionalen Theaterschaffenden und lokalen Kulturveranstalterinnen und Veranstaltern.» Im Klartext heisst das: Die ursprüngliche Idee einer mittleren Bühne für den Aargau, spezialisiert auf Tanz und Theater, auch in seiner experimentellen Form, ist gestorben.
Der «Oxer» soll neu eine kulturelle Mehrzweckhalle sein. Der zuständige Aarauer Stadtrat Hanspeter Hilfiker bestätigt: «Auch die Musik ist an diesem Raum interessiert. Und wir haben darin auch schon Ausstellungen gehabt. Darum schauen wir jetzt noch einmal mit allen möglichen Leuten und Kreisen, was in diesem Raum machbar ist. Es soll offener sein als das, was man sich bis jetzt vorgestellt hat.»
Zwischennutzung hat Konzept verändert
Das tönt so, wie wenn man beim «Oxer» zurück auf Feld eins geht. Dieser Eindruck sei nicht ganz richtig, sagt Peter-Jakob Kelting, Leiter des Theaters Tuchlaube in Aarau. Sein Theater wird dereinst im «Oxer» aufgehen und Kelting arbeitet schon lange darauf hin, dass die Reithalle zu einem Kulturort wird.
Dazu hat er die Halle in den letzten Jahren im Sommer mit diversen Produktionen bespielt. Diese verliefen aus seiner Sicht zumindest künstlerisch sehr erfolgreich. Und vor allem: «Es hat sich immer wieder gezeigt, wie toll diese Reithalle als Raum eigentlich ist», sagt Kelting.
Aufgrund dieser Erfahrungen mache eine Neuevaluation durchaus Sinn: «Viele Leute haben uns gesagt, man solle den Raum so erhalten, wie er ist», betont der Theatermann.
Der bisherige Ansatz, zwei Bühnen fix einzubauen, hätte die Halle – überspitzt gesagt – kaputt gemacht.
Nutzung neu diskutieren
Die Stadt will nun einen runden Tisch veranstalten zum weiteren Vorgehen beim «Oxer». Dann soll auch ein Zeitplan definiert werden. Stadtrat Hanspeter Hilfiker: «Kanton, Tuchlaube, Theaterleute sind dabei. Aber wenn neue Kräfte dazukommen, dann werden wir auch diese einbeziehen.» Im Frühling soll klar sein, wie es weitergeht.
Der neue Denkansatz hat auch einen finanziellen Hintergrund. Das ursprüngliche «Oxer»-Projekt hätte 20 Millionen Franken gekostet. Es wurde dann abgespeckt, und die letzte Zahl, die man hörte, lag bei 16 Millionen Franken. Aber auch dieser Betrag ist angesichts der Finanznöte der Stadt Aarau völlig unrealistisch.
Eine Sanierung der Reithalle ist bedeutend billiger als der Einbau eines völlig neuen Theaters. Und wenn der Raum dann auch noch seine Wirkung entfaltet, ist damit sicher etwas gewonnen.
Sicher ist aber auch: Die ursprüngliche Vision eines neuen Theaters für den ganzen Aargau, einer mittleren Bühne mit Eigenproduktionen für Tanz und Theater, diese Vision ist klammheimlich gestorben. Sie wird nun ersetzt durch eine kulturelle Mehrzweckhalle für die Region Aarau.