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Wels auf dem Aaregrund.
Legende: Der europäische Wels ist der grösste Raubfisch in der Aare. Er frisst neben Fisch auch ausgewachsene Enten. Urs Adam

Aargau Solothurn Von Naturwundern und Kleinkriegen in der Aare bei Solothurn

Die Aare bei Altreu gehört zu den Schweizer Top-5-Tauchplätzen, weil dort in 18 Metern Tiefe riesige Welse leben. Der Tauchspot ist illegal, wurde aber jahrzehntelang toleriert. Nun greift die Polizei durch und macht sich die Taucher zum Feind. Kleinkrieg in Altreu: Der vierte Teil der Aare-Serie.

Wer regelmässig in der Schweiz taucht und die Szene kennt, der weiss genau, wie verlockend der Tauchspot Altreu ist: Nirgendwo sonst ist die Aare so tief wie dort, und nirgendwo sonst kann man den grössten Raubfisch der Schweiz so nah erleben. Und so gross. So mancher Taucher will schon Welse gesehen haben, die rund drei Meter lang sind. Und Altreu ist der Ort, an dem die Riesen-Welse ihr Winterlager aufschlagen.

Der Tauchspot wird auch im Schweizer Tauchführer erwähnt, obwohl dort gar nicht getaucht werden darf. Gemäss dem Schweizer Binnenschifffahrts-Gesetz ist nämlich Tauchen in der Schifffahrtslinie verboten, ganzjährig. Im Kanton Solothurn hat das in den letzten Jahrzehnten keinen gekümmert. Taucher haben, ganz ohne Repressionen zu befürchten, Altreu erkundet. Das ist nun anders.

Erste Busse seit Jahrzehnten

Die Aare-Serie

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Start der Serie ist am Montag, 30. Juni. Täglich wird ein Beitrag ausgestrahlt, jeweils ab 17.30 Uhr, im Regionaljournal Aargau Solothurn auf SRF1. Die Serie endet am 4. Juli.

Auslöser war ein Tauchgang, den eine Gruppe im August 2013 durchführte. Es waren Taucher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) der Sektion Solothurn. «Die Gruppe stieg beim Schiffssteg in Solothurn ein, und kurze Zeit später bemerkte sie ein Polizeiboot über sich», erklärt der Solothurner SLRG-Präsident Hansjörg Burkard. Die Polizei stellte daraufhin die Taucher und verzeigte jeden von ihnen. Die Folge: Eine Busse von 160 Franken pro Person. Grund: Tauchen in der Schifffahrtslinie.

Wohl wussten die Taucher um das Gesetz, doch diese Busse löste grosses Erstaunen aus. Grund für den Gesinnungswechsel in der Polizei ist Pascal Studer. Er ist der neue technische Leiter der Sondergruppe Schifffahrt, innerhalb der Kantonspolizei Solothurn.

Er sagt: «Wenn ein Unfall zwischen einem Taucher und einem Schiff geschieht, mag ich nicht die Verantwortung dafür tragen. Ich will nicht dass es dann heisst, der Studer habe ja nie kontrolliert und der hätte das wissen müssen.» Zudem wolle er alle gleich behandeln, und das heisse eben auch, dass die Taucher ihr Hobby künftig ausserhalb der Schifffahrtslinie in der Aare ausüben müssen.

Dieses Verhalten zeugt für mich von Sturheit.
Autor: Beat Graf Präsident des Solothurner Tauchclubs

Er ist zwar auch der Meinung, dass aufgrund des Schiffsverkehrs nicht einfach jeder in der Aare tauchen kann, wie es im passt. Aber dieses Vorgehen sei – besonders mit Blick auf die letzten Jahrzehnte – fragwürdig. Noch deutlicher wird der SLRG-Präsident: Dieses Vorgehen sei daneben gewesen, so Hansjörg Burkard. «Wenn man mal sieht, wie gefährlich manche Aarebenutzer bei sengender Hitze unterwegs sind, frage ich mich schon, warum man auf die Taucher los muss.»

Studer fügt an, dass die Gruppe damals im August 2013 nicht nur in der Schifffahrtslinie unterwegs war, sondern auch keine Taucherboje mit sich hatte. Dies ist Vorschrift, damit man den Taucher wahrnimmt. Laut Studer weisen gewisse Taucher in Internetforen hin, dass man in Altreu nach wie vor Tauchen könne, man müsse einfach die Tauchboje weglassen, damit die Polizei nichts merkt.

Tatsächlich ist in Internetforen eine rege Diskussion im Gange, über Sinn und Unsinn dieses Gesetzes – und der neuerlichen Auslegung. Studer bleibt dabei: Das Gesetz gilt, bis es geändert wird. Die Taucher hätten das selbst in der Hand, erklärt Studer

Wenn sie sich schweizweit organisieren würden, könnten sie vielleicht beim Bund vorstellig werden und etwas erreichen. Zum Beispiel, dass abends oder im Winter getaucht werden darf.
Autor: Pascal Studer Technischer Leiter Schifffahrt bei der Kantonspolizei Solothurn

Einige tauchen weiterhin…

Einzig in der SLRG-Sektion Solothun gibt es einzelne Taucher, die sich nicht von der Polizei beeindrucken lassen.

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«Tauchen ist einfach etwas Schönes, das gibt man nicht einfach so auf», meint Präsident Burkard. Er werde weiterhin tauchen gehen «und das Risiko eingehen, dass die Polizei kommt». Tauchen, wenn das Kursschiff kommt – das machen auch die SLRG-Taucher nicht, so Burkhard. Ganz verzichen – das komme aber nicht in Frage.

… andere tauchen nie mehr

Nicht alle Taucher setzen sich für ihr Recht in Altreu ein. Markus Bärtschi ist der Chefkapitän der Bielerseeschifffahrtsgesellschaft. Er taucht selber auch und war bereits einmal unten, bei den Welsen. «Ja, das war schön. Aber ein Fehler», sagt er. Nachdem er gemerkt habe, dass das nicht erlaubt ist und wie heikel das für den Schiffskapitän sei, ist er nie mehr in Altreu abgetaucht. Und: «Ich habe null Verständnis für Taucher, die immer noch in der Schifffahrtslinie tauchen. Ich hatte selber schon mehrmals Taucher unter dem Schiff», sagt Bärtschi und bezeichnet das als grobfahrlässig.

(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)

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