«Ich und meine Kollegen im Bundesrat bekommen langsam Hühnerhaut. Aber nicht wegen einem kalten Ofen, sondern beim Blick in die Bundeskasse.» Mit solchen und ähnlich markigen Worten machte sich Willi Ritschard beliebt im Volk. Er, der gelernte Heizungsmonteur, machte damals eine steile Karriere und galt als erster «Büetzer» im Bundesrat.
Am 28. September 1918 wird Willi Ritschard in Derendingen geboren. Schon mit 29 Jahren ist er Gemeindepräsident von Luterbach. Zu dieser Zeit ist er bereits Mitglied des Solothurner Kantonsrates. Acht Jahre später, im Jahr 1955, politisiert der SP-Mann und Gewerkschafter im Nationalrat. 1963, nochmals acht Jahre später, wird Willi Ritschard Solothurner Regierungsrat.
1974 ist Ritschard auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere angelangt: Im Bundesrat übernimmt er das Verkehrs- und Energiedepartement, später wird er Finanzminister. Auch als Bundesrat ist er immer wieder für Bonmots gut: «Jeder will Geld vom Finanzminister. Und wenn der mal Geld will, dann stecken alle die Faust in den Sack, laufen davon und meinen, der andere soll bezahlen.»
Anfang Oktober 1983 gibt Willi Ritschard bekannt, dass er als Bundesrat aufhören will. Knapp zwei Wochen später begibt sich der 65-Jährige auf eine Wanderung zusammen mit seiner Frau und anderen Bekannten. Auf dem Grenchenberg erleidet er einen Herzinfarkt. Kurz darauf stirbt Ritschard im Regionalspital Grenchen.