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Aargau Solothurn Warum Frankreich den Grenchenbergtunnel finanzierte

Der Eisenbahntunnel von Grenchen nach Moutier ist der kürzeste Weg durch den Jura. Heute braucht man nur noch 9 Minuten dafür. Der Bau vor 100 Jahren jedoch war aufwändig und gefährlich. Es kam zu immensen Wassereinbrüchen und Erdbeben. Zwölf italienische Tunnelarbeiter starben.

Es waren die Franzosen, die den Grenchenbergtunnel vorantrieben. Sie hatten nach dem Krieg 1870/71 Elsass-Lothringen an Deutschland verloren und damit den direkten Zugang nach Italien. Nur mit dem Grenchenbergtunnel konnten sie wieder direkt reisen, ohne den Boden des Erzfeindes Deutschland betreten zu müssen. Um grünes Licht für den Tunnelbau zu erreichen, machten sie ordentlich Druck:

Frankreich drohte der Eidgenossenschaft damit, Staatsverträge nicht zu unterzeichnen.
Autor: Rainer W. Walter Ehemaliger Lehrer und Kenner der Grenchner Geschichte

Jubiläumsfeier + Ausstellung

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Am 1. Oktober findet in Moutier zum Jubiläum ein Fest statt.

Ab dem 17. September zeigt das Kultur-Historische Museum Grenchen eine Ausstellung und stellt entlang der Bahnstrecke beim Nordbahnhof Plakate aus.

Eine weitere Ausstellung rund um den Grenchenbergtunnel zeigt das Musée du Tour Automatique et d'Histoire de Moutier vom 1. - 31. Oktober.

Die Franzosen griffen aber auch tief in die Tasche. Sie zahlten praktisch den ganzen Tunnelbau selber. 25,7 Millionen kostete das Bauwerk. 25 Millionen berappten die Franzosen. Zum Teil waren über 1'000 Arbeiter beim Tunnelbau beschäftigt. Die besten Mineure stammten damals aus Italien.

Bau mit grossen Tücken und kleinen Erdbeben

Die Mineure reisten von Tunnelbau zu Tunnelbau quer durch Europa, oder blieben wie in Grenchen teilweise sesshaft und bauten sich eine neue Existenz auf. Die Stadt Grenchen stellte in der Barackensiedlung mit Namen Tripoli Holzbaracken zu fairen Mieten auf und garantierte auch einen Mindeststandart bei der Hygiene.

Mit Tripoli entstand ein Dorf im Dorf, so Rainer W. Walter weiter:

Im Tripoli gab es das erste Spital der Stadt Grenchen und am Sonntag gingen die Grenchner ins Tripoli essen und tanzen.

Das Hauptproblem beim Bau des Grenchenbergtunnels war das Wasser. Man wusste zwar, dass Grundwasser vorhanden war, aber nicht wo genau und wieviel. Im März 1913 trat so viel Wasser aus, dass der Baubetrieb eingestellt werden musste.

«Sechs Millionen Kubik Wasser traten aus», erzählt Rainer W. Walter. «Die Tektonik des Berges kam durcheinander, die Erde bebte. Man erzählt, dass Kinder zu Boden fielen.»

Grenchen ohne Trinkwasser

Da so grosse Mengen Wasser austraten und verloren gingen, hatte Grenchen, das damals noch ein Dorf war, mehrere Tage kein Trinkwasser mehr. Erst als im Tunnel Wasserfassungen angebracht wurden, pendelte sich der Wasserhaushalt wieder ein.

Heute noch bezieht die Stadt Grenchen den grössten Teil des Wassers aus dem Grenchenbergtunnel.

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