Peter Wanner hat es fast die Sprache verschlagen. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens seine Erkältung und zweitens der grosse Erfolg von «Watson». Wanner: «Unsere Erwartungen sind übertroffen worden bei den unique Usern. Und dann haben wir auch viele Anfragen von Leuten, die mit Werbung auf unser Portal kommen wollen.»
Letzteres dürfte Peter Wanner besonders freuen, denn er geht mit «Watson» ein grosses Risiko ein. Insgesamt 20 Millionen Franken steckt der Aargauer Verleger in den nächsten vier Jahren in das neue Newsportal. Lange suchte er nach weiteren Investoren, fand sie aber nicht. Kein Wunder: Von der Konkurrenz (Tamedia, Ringier) kommt sicher kein Geld, da «Watson» die Portale «20minuten.ch, newsnetz.ch, blick.ch, blickamabend.ch» direkt konkurrenziert. Und Branchenfremde scheuten offenbar das Risiko. Denn Geld verdienen mit Gratisnews im Internet ist ein äusserst schwieriges Geschäft.
Journalismus kostet viel Geld
Die Kosten sind hoch. Momentan arbeiten 50 Journalisten und Programmierer für «Watson». Im Vollbetrieb sollen es 60 sein. Da summieren sich die Lohnkosten ganz gewaltig. Aber Peter Wanner ist Verleger, sein Herz schlägt für die Publizistik: «Wir wollen das führende mobile Online-Portal werden. Ich investiere nicht in schwere Maschinen oder teure Computer, das Geld geht in den Journalismus.»
Die Besucherzahlen sollen in den nächsten Tagen noch stark steigen. Dann erscheinen nämlich die Programme für die Smartphone und Tablets, so genannte Apps. Für diese Geräte sei «Watson» auch hauptsächlich konzipiert, so Wanner.
Kritik von der Konkurrenz
Genaue Zahlen will Wanner nicht nennen. Ob sie wirklich so gut sind, wie er sagt, ist Glaubenssache. Nicht alle sind vom Portal so begeistert wie der Geldgeber. Der «Tages-Anzeiger» zum Beispiel geht mit «Watson» hart ins Gericht. Das Blatt stört sich am bunten Themenmix im neuen Newsportal und an der saloppen Sprache: «Es kommt einem vor, als habe «Watson» in seiner ersten Woche die teuerste Schülerzeitung der Welt produziert.»
Mit «Watson» setzt Peter Wanner voll auf Qualitätsjournalismus, der zudem auch noch gratis ist. Daneben betreibt er mit seinen Printpublikationen das klassische Zeitungsgeschäft und damit auch das klassische Online-Geschäft, denn seine Newsportale (aargauerzeitung.ch, solothurnerzeitung.ch) sind die typischen Online-Anhängsel von Zeitungen. Für diese überlegt sich Peter Wanner seit längerem eine Paywall, er möchte also, dass die Leser für die Inhalte bezahlen.
Gratis und doch nicht gratis
Einerseits Gratisjournalismus, andererseits Paywall – wie geht das zusammen? Peter Wanner fährt bewusst zwei Strategien gleichzeitig. «Watson» hat keinen regionalen Inhalt, es steht in Konkurrenz zu anderen Gratisportalen. Für ihn ist klar: Für «Watson» zu bezahlen wäre Selbstmord, die Besucherfrequenzen würden in den Keller fallen.
Anders zum Beispiel bei aargauerzeitung.ch. Diese Website lebt von lokalen Inhalten, die Artikel sind exklusiv. Peter Wanner kann sich vorstellen, dass das Publikum für solche Inhalte bezahlen würde. Ob er hier aber tatsächlich eine Paywall einbaut, ist offen. «Offen gestanden verspreche ich mir nicht allzu viel von Paywalls.»