«Willkommen zu Hause» steht in romantischer Schrift auf dem roten Herz, welches die Haustüre ziert. Es kann irgendeine Haustüre sein. Häusliche Gewalt kommt überall vor, in allen Schichten, in verschiedensten Formen. Als physische, psychische, sexuelle, verbale und ökonomische Gewalt. Die Ausstellung will aufklären und helfen. Aber: kann das gelingen?
Bei jedem zweiten Tötungsdelikt ist Häusliche Gewalt im Spiel.
Kathrin Wandeler leitet die Fachstelle Häusliche Gewalt der Polizei des Kantons Solothurn. Sie sagt: «Häusliche Gewalt ist nach wie vor ein Tabuthema. Wir wollen es mit dieser Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich machen».
Eigentliche Opfer- oder Täterprofile gebe es nicht, sagt Kathrin Wandeler. Typisch sei jedoch, dass die Opfer den Tätern immer wieder eine Chance geben, um das vermeintliche gemeinsame Glück zu retten.
Die Täter hingegen würden ihr Verhalten oft beschönigen, die Reue sei nur von kurzer Zeit. Kommt es in einer Beziehung beispielsweise zu Alkoholmissbrauch oder besteht ein Machtgefälle zwischen Frau und Mann, steigt das Risiko von Häuslicher Gewalt.
Die Scham ist gross - die Dunkelziffer enorm
Genaue Zahlen zur Häuslichen Gewalt gibt es nicht. 10'000 Frauen sollen allein in der Schweiz jährlich Opfer von Häuslicher Gewalt werden, so schätzen Fachstellen und Polizei.
Seit 2004 gilt Häusliche Gewalt als Offizialdelikt, welches von der Polizei automatisch zur Anzeige gebracht wird. Nur: Bis die Polizei gerufen wird, geht es oft lange. Die Scham der Betroffenen ist gross. Dazu kommt die Angst, alles zu verlieren, auch die Kinder. Oder die Befürchtung, dass alles nur noch schlimmer wird.
Die Ausstellung im Haus am Land in Solothurn dauert vom 28. April bis zum 4. Mai. Zum Rahmenprogramm gehören zwei Podien. Bei der einen Diskussion erzählt eine betroffene Frau von ihren Erlebnissen, bei der zweiten stehen Kinder und Jugendliche im Zentrum, die Häusliche Gewalt erlebt haben.