Einen solchen Aufmarsch gibt es sonst nur, wenn in einer Gemeinde ein Asylzentrum oder ein Atom-Endlager geplant ist. Rund 430 Leute liessen sich am Dienstagabend über das geplante Recycling-Center der Baufirma Marti informieren.
Der Informationsabend bildete den Auftakt zur öffentlichen Mitwirkung, die bis Anfang Februar dauert. Doch es scheint, als hätten viele Bellacher ihre Meinung schon gemacht. Seit Monaten hagelt es Leserbriefe gegen das geplante Bauprojekt. Und
275 Gegner haben sich in der «IG Lebenswertes Bellach» gegen die Bodenwaschanlage zusammengeschlossen.
Erste Bodenwaschanlage in der Region
Die bereits in Bellach präsente Baufirma Marti möchte ihren Werkhof am Dorfeingang erweitern und hier die erste Bodenwaschanlage im westlichen Mittelland bauen. Solche Anlagen gibt es bislang nur in der Ostschweiz und der Region Zürich. Die verseuchte Erde wird aus der halben Schweiz per Lastwagen dorthin gebracht.
Bei der nun in Bellach geplanten Boden-Recycling-Anlage ist vorgesehen, dass das Material ausschliesslich per Bahn in geschlossenen Containern angeliefert wird. Die Marti AG verfügt über einen eigenen Zug, den sie dafür einsetzen möchte. Trotzdem ist der Widerstand gross: Bewohner befürchten Lärm und Luftverschmutzung, und kritisieren die Verschandelung der Landschaft am Rande des Naherholungsgebiets Witi.
Marti AG hält an ihren Plänen fest
Der Grossteil der Anwesenden am Informationsabend machte denn auch klar: eine solche Anlage ist im Dorf nicht erwünscht. Befürworter des Projekts meldeten sich nur vereinzelt.
Die Firma Marti hält trotz des Widerstands am Projekt fest, erklärte Geschäftsführer Christoph Müller nach der Veranstaltung gegenüber SRF: «Mit so einem Projekt kann man nicht erwarten, irgendwo einen Persilschein zu erhalten. Da haben wir noch schwere Arbeit vor uns».
Aufsichtsbeschwerde gegen Gemeindepräsident
Ob die vielen kritischen Voten am Informationsabend der öffentlichen Meinung in Bellach entsprechen, wird sich in einem Monat zeigen. Solange hat die Bevölkerung Zeit, ihre Meinung via Fragebogen zu äussern. Danach liegt es an den 13 Gemeinderäten, Volkes Meinung im weiteren Verfahren zu berücksichtigen.
Bereits seit 2 Jahren beschäftigt das Bauvorhaben die Gemeindepolitik und belastet die Stimmung im Gemeinderat. Jüngster Höhepunkt: Gegen den Gemeindepräsidenten Anton Probst (FDP) ist eine Aufsichtsbeschwerde eingegangen. Probst gab am Dienstag selber zu: Er habe den Mitwirkungs-Fragebogen, den der Gemeinderat entworfen hatte, noch eigenmächtig abgeändert.