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Aargau Solothurn Wie der Aargau 1415 zur Wiege der Schweiz wurde

1415 war ein Schicksalsjahr für die Schweiz: Einerseits verjagten die Eidgenossen gemeinsam die Habsburger aus dem Aargau, andererseits verwalteten daraufhin die Eidgenossen erstmals gemeinsam ein Territorium. Für den Aargau Grund genug für ein Gedenkjahr.

Die Schlachten der Eidgenossen im Jahr 1415 gegen die Habsburger im Aargau könnte unterschiedlicher kaum sein: Während im heutigen Schloss Hallwyl eine blutige Schlacht tobte und das Gemäuer in Flammen stand, machten die Zofinger von sich aus die Stadttore auf, um die Berner hinein zu lassen. Jetzt, 600 Jahre später, beginnen die offiziellen Feierlichkeiten des Kantons Aargau ebenfalls dort, wo alles friedlich blieb, nämlich in Zofingen.

«Die Eidgenossen kommen!»

Das Gedenkjahr 1415 steht unter dem Motto «Die Eidgenossen kommen!» und beginnt im Museum Zofingen mit einer Ausstellung zum Gedenkjahr. Am Freitagabend wurde das Gedenkjahr mit einem feierlichen Anlass in der Stadtkirche von Zofingen begonnen. Dort gab es Musik aus dem Mittelalter und szenische Interventionen aus der damaligen Zeit. Zudem gab es verschiedene Ansprachen, unter anderem vom Aargauer Landammann Urs Hofmann und von Dominik Sauerländer, Historiker und Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Das Jahr 1415 ist nicht nur für den Aargau wichtig, sondern auch für die Schweiz.
Autor: Dominik Sauerländer Historiker und Dozent

Dank der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen entstanden laut Sauerländer die Regionen, die den Aargau bis heute prägen, wie beispielsweise Baden. «Das Jahr 1415 führte zu einer Intensivierung der Bündnisse unter den alten Eidgenossen.» So gesehen fing die eigentliche Eidgenossenschaft erst damit an, glaubt Historiker Sauerländer.

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Für die Schweiz war das Jahr 1415 wichtig, weil durch die Vertreibung der Habsburger aus dem Aargau eine «territoriale Brücke» zwischen den verschiedenen Orten der Eidgenossenschaft entstand, erklärt Sauerländer. Zudem verwalteten die Eidgenossen nun erstmals gemeinsam ein Gebiet.

Was wäre wenn?

Was wäre passiert, wenn die Berner, Zürcher und Innerschweizer nicht gemeinsam die Habsburger vertrieben hätten? Darüber kann man heute nur spekulieren.

«Möglich wäre, dass der Aargau heute zu Süddeutschland gehören würde», erzählt Sauerländer. Andererseits könnte ein Teil des Aargaus heute zum Kanton Bern gehören und ein Teil zum Kanton Zug oder Luzern.

Das gibt es zu sehen

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Mit Ausstellungen, Werkstätten, Theatervorführungen, historischen Veranstaltungen und Führungen will der Kanton Aargau Geschichten zum Gedenkjahr 1415 erzählen. Unter anderem thematisiert «Museum Aargau» die Ereignisse an den fünf Standorten Schloss Lenzburg, Schloss Wildegg, Schloss Habsburg, Schloss Hallwyl und Kloster Königsfelden.

Für den Historiker ist klar: Mit dem Schicksalsjahr 1415 nahm die Entstehung der heutigen Schweiz ihren Anfang. Jörn Wagenbach, Direktor von «Museum Aargau», geht sogar noch einen Schritt weiter: Als sich die Eidgenossen nach der Eroberung des Aargaus jeweils zur Tagsatzung in Baden trafen und über die Verwaltung des Gebiets zu reden, «dadurch entstand eigentlich die moderne Schweiz, wie wir sie heute kennen, und zwar im Aargau.»

Aargau wichtiger als «Rütli»?

Könnte man also das, was 1415 im Aargau passierte, als den eigentlichen Start der Eidgenossenschaft benennen? Historiker Sauerländer geht nicht ganz so weit. Die Innerschweiz mit Uri, Schwyz und Unterwalden zurück zu stufen, das wäre falsch. Man könnte aber sagen, dass die Schweiz genauso gut im Aargau angefangen hat wie in der Innerschweiz, so Sauerländer.

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