Welches soll die «Hauptsprache» sein in den Aargauer Kindergärten? Mundart - oder doch eher Hochdeutsch? Darüber stimmen die Aargauerinnen und Aargauer am 18. Mai ab. Und diese Frage diskutierten Tonja Kaufmann, Präsidentin der Jungen SVP Aargau, und Matthias Jauslin Grossrat und Präsident der Aargauer FDP im Studio des Regionaljournals Aargau Solothurn.
«Wir würden unsere eigene Sprache im Kindergarten diskriminieren», machte Kaufmann im Streitgespräch mit Jauslin klar. Mundart sei die Kultur der Schweizer und gehöre deshalb als wichtiger Bestandteil auch in den Kindergarten. Dem widersprach der FDP-Grossrat nicht, es gehe ja auch nicht darum, Mundart aus dem Kindergarten zu verbannen.
Mundart als Integrations-Hilfe
Kaufmann sah im Ja zur Mundart auch ein Ja zur Integration: «Für Kinder mit Migrationshintergrund ist es wichtig, dass sie Mundart lernen.» Auch die Bewerbungsgespräche würden ja in Mundart geführt. Dieser Punkt habe für Kindergärtler noch kein Gewicht, entgegnet Jauslin.
Und wenn man die Vielschichtigkeit in der Schweiz hervorheben wolle, müsse man auch noch an etwas anderes denken: «Wir sind mehrsprachig, und nicht alle Schweizer verstehen Mundart gleich gut. Deshalb ist Hochdeutsch ein wichtiger Bestandteil, auch im Kindergarten», erklärt Jauslin. Gerade in einem vielsprachigen Land wie der Schweiz müsse dem Hochdeutschen eine wichtige Rolle zugestanden werden.
Unklare Umgangsart mit Mundart im Aargau
Ein weiteres Argument für Mundart im Kindergarten sei, dass es im Aargau verschiedene Auslegungen zu diesem Thema gebe, erklärt Kaufmann. In manchen Kindergärten werde mehr Hochdeutsch, in anderen mehr Mundart gesprochen. Die Präsidentin der Jungen SVP wünscht sich hier mehr Klarheit.
Es gebe ja auch Welsche oder Walliser Lehrer und Kindergärtner, die gar nicht gut Mundart können - auch das könne ein Grund sein, weshalb manche nicht überall Mundart spreche, entgegnet Jauslin.
Für Matthias Jauslin ist zentral, dass jedes Kinder im Kindergarten so sprechen kann, wie es das selber will. Tonja Kaufmann pflichtet ihm bei und fügte an: «Kinder sollen Kinder sein dürfen, und eben auch Mundart reden dürfen.»
Wenig Unterstützung im Parlament
Am 18. Mai stimmen die Aargauer über die Initiative ab. Der Text ist kurz und knapp: «Das kantonale Schulgesetz ist so zu ändern, dass die Unterrichtssprache im Kindergarten grundsätzlich die Mundart ist.» Mit der Mundart wollen die Initianten unter anderem Kultur und Identität festigen.
Für die Initiative sind im Aargau neben den Schweizer Demokraten einzig die SVP und die EDU. Dem gegenüber stehen SP, Grüne, CVP, EVP, BDP, GLP und FDP. Im Parlament erhielt die Initiative denn auch eine deutliche Abfuhr.
Streitgespräch
Ob in den Aargauer Kindergärten künftig generell Mundart gesprochen wird, darüber entscheidet das Stimmvolk. Die Abstimmung ist am 18. Mai. Während im Aargau nur eine kantonale Abstimmung ansteht, sind es im Kanton Solothurn drei. Abgestimmt wird über das neue Ruhetagsgesetz, das Hooligan-Konkordat und darüber, ob in der Solothurner Verfassung die Förderung von grüner Energie verankert werden soll.