Es war eine turbulente und lange Sitzung im Wohler Einwohnerrat: Bis kurz vor Mitternacht stritten und diskutierten die Einwohnerräte über neue Reglemente für die Besoldung und Entschädigung von Gemeindeammann und Gemeinderäte. Immer wieder musste die Sitzung unterbrochen werden: Es wurden Anträge neu formuliert oder Verfahrensfragen ad hoc geklärt.
Fazit der Mosterdebatte: Der Gemeindeammann in Wohlen verdient künftig weniger. Das neue Reglement wurde nach etlichen Verschärfungen mit 27 zu 3 Stimmen deutlich genehmigt. Neu erhält der Gemeindeammann ab Amtsantritt fünf Prozent mehr Lohn als die Chefbeamten der Verwaltung. Eine Arbeitsgruppe und die Geschäftsprüfungskommission hatten 15 Prozent Zuschlag auf dem höchsten Lohnband gefordert.
Aktueller Gemeindeammann Walter Dubler betroffen
Der Gemeinderat wollte an der bisherigen Lösung festhalten: Damit wäre der Lohn mit der Anzahl Amtsjahre gestiegen. In der dritten Amtsperiode hätte der Gemeindeammann gemäss bisherigem Reglement über 20 Prozent Zuschlag auf den Chefbeamten-Lohn kassiert.
Davon hätte nicht zuletzt der aktuelle Gemeindeammann Walter Dubler profitieren können. Er dürfte sich im September für eine dritte Amtsperiode zur Wiederwahl stellen. Ob er dies nach der Debatte und dem Lohnentscheid am Montagabend noch tun wird, ist allerdings offen. Walter Dubler wollte nach der Sitzung des Einwohnerrats keine Stellung nehmen.
Fakt ist: In Wohlen hält sich die hartnäckige Vermutung, dass es bei der aktuellen Lohndebatte auch um die Person von Walter Dubler geht. CVP-Einwohnerrat Franz Wille erklärte gegenüber Radio SRF, die Entscheidung sei nicht gut für die Stimmung im Dorf. «Es sieht ein bisschen nach einer Abrechnung aus, auch wenn man den Entscheid natürlich sachlich begründen kann. Aber gute Politiker können alles sachlich begründen.»
Wohlen kämpft mit roten Zahlen
Zuvor hatte der Einwohnerrat mit lautem Murren den Finanzplan der Gemeinde zur Kenntnis genommen. Die finanziellen Aussichten für die Freiämter Zentrumsgemeinde sind düster: Der Gemeinderat rechnet mit einem beachtlichen Schuldenberg bis in einigen Jahren.
Übrigens: Entgegen der sonstigen Sparbemühungen zeigte sich der Einwohnerrat auch von der grosszügigeren Seite. Als es um ihn selber ging. Künftig erhalten Einwohnerräte bei Sitzungen über vier Stunden eine Entschädigung von 100 Franken statt wie bisher nur 50 Franken.
Auch diesen Beschluss fasste der Einwohnerrat in seiner Monsterdebatte. Wenn auch künftige Sitzungen so lange dauern wie die Debatte am Montag, dann lohnt sich dieser Entscheid wahrscheinlich.