Es ist der zweite Anlauf zur Neugestaltung des Bahnhofplatzes in Lenzburg. Bereits vor eineinhalb Jahren hat das Lenzburger Parlament über einen Planungskredit gestritten. Damals zog die Stadtregierung die Vorlage auf Wunsch der FDP aber wieder zurück. Zu gross waren die Differenzen und Fragezeichen.
Inzwischen hat sich eine Begleitkommission aus allen Parteien mit dem Projekt befasst und einen neuen Vorschlag erarbeitet. «Es ist ein Kompromiss», erklärte Sabine Suter im Namen der Geschäftsprüfungskommission. Entsprechend sachlich verlief denn auch die anschliessende Debatte.
Grundlage bleibt das Projekt «Loop»
Einigkeit herrscht grundsätzlich darüber, dass die aktuelle Situation am Lenzburger Bahnhof nicht länger haltbar ist. «Erbärmlich», wie es Beatrice Taupert von der SP formulierte. Zugpassagiere der Seetalbahn überqueren wild die Fahrbahn, Busse aus dem Bushof müssen an Passanten und Autos vorbei eine Wendung vollziehen, in den Unterführungen zu den Schnellzug-Gleisen 2 und 3 herrscht in den Stosszeiten ein Platzangebot wie in einer Sardinenbüchse.
Die Ideen allerdings, wie man diesen Zustand ändern könnte, gehen weit auseinander. Grundsätzlich hält die Begleitkommission am Projekt «Loop» fest. Dieses Projekt ging als Sieger aus einem Architekturwettbewerb hervor. Es sieht einen neuen Bushof mit Überdachung vor, dazu eine zweite Unterführung näher an der Altstadt. Die Begleitkommission hat zusätzliche Forderungen an das Bauprojekt formuliert: So muss zum Beispiel in Varianten aufgezeigt werden, wie man gegenüber dem ursprünglichen Projekt Kosten einsparen könnte.
Wunschkonzert der Parteien: Von Bushof und Bäumen
Die einzelnen Parteien haben darüber hinaus aber eigene Ideen, und zwar bereits zum konkreten Bauprojekt. Die SVP hält daran fest, dass sie den Bushof lieber ans andere Ende des Bahnhofs verlegen möchte. Die FDP ist inzwischen von dieser Idee abgekommen. Gemeinsam betonen die bürgerlichen Parteien, dass sie weiterhin auch Autoverkehr auf dem Bahnhofplatz zulassen wollen, auch wenn «linke Kreise» andere Ideen hätten, wie es im Rat hiess.
Gestritten wird auch darüber, ob der Bahnhofplatz mit einer grossen Baum-Allee ergänzt werden soll. «Die Lenzburger können Bäume im Wald anschauen», meinte dazu SVP-Vertreter Erich Renfer. Der Grüne Stefan Zantop entgegnete, man hätte locker «300 Bäume pflanzen können» mit dem zusätzlich notwendigen Planungsgeld. Denn: Die Rückweisung der ersten Projektvorlage und die eineinhalb Jahre «Zusatzschlaufe» seien völlig «unnötig» gewesen, wie SP-Frau Taupert betonte.
Trotz Wunschkonzert und Streitereien über den Planungsverlauf: Der Projektierungskredit wurde schliesslich klar genehmigt, mit 34 zu 1 Stimme bei 3 Enthaltungen. Einigkeit herrschte auch in einem zweiten Punkt: Dass die Stadt Lenzburg insgesamt zu wenig Unterstützung erhalte bei diesem Projekt von regionaler Bedeutung.
Heftige Kritik an «geizigen» Seetaler Gemeinden
Kritisiert wurde im Einwohnerrat einerseits die SBB. Sie wälze eigentliche Bahnhof-Kosten auf die Stadt ab. Vor allem aber wetterte CVP-Mann Urs Egloff in einem emotionalen Votum gegen die umliegenden Gemeinden. Bisher habe sich keine einzige Gemeinde im Seetal dazu bereit erklärt, Lenzburg bei diesem Bauprojekt zu unterstützen. 4,7 Millionen Franken dürfte der Bahnhofplatz die Stadt am Schluss kosten. Insgesamt rechnet man mit Baukosten von 16 bis 17 Millionen Franken.
«Und wer hühnert täglich bei uns über den Platz und wird beinahe überfahren?», fragte der Politiker ironisch in die Runde. Das geizige Verhalten der umliegenden Gemeinderäte sei «kleinkariert», erklärt Urs Egloff auch gegenüber dem Regionaljournal von Radio SRF.
Im Parlament schloss er sein Votum mit einer direkten Ansage an die Nachbarn: «Schämt Euch!» Dafür gab es im Lenzburger Einwohnerrat spontanen Applaus.