Wer sich in den Kantonen Aargau, Solothurn und in beiden Basel an einer Fachhochschule weiterbilden will, hat eine grosse Auswahl: Seit genau zehn Jahren gibt es in Disziplinen wie Technik, Wirtschaft, Soziales, Bildung oder Gesundheit Studiengänge. Und zwar an neun verschiedenen Adressen, verteilt auf vier Kantone.
FHNW ist sehr zufrieden mit sich selbst
Diese Zusammenlegung hat gut funktioniert, da sind sich die Verantwortlichen der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und auch Kritiker einig. Und – die Zusammenlegung war äusserst erfolgreich, sagt beispielsweise Ursula Renold, die Präsidentin des Fachhochschulrates. So habe eine Umfrage von Economiesuisse ergeben, dass die FHNW die beste Fachhochschule der Schweiz sei, so Renold.
«Wir sind die Besten, weil wir ein sehr stabiles Konstrukt haben und wir produzieren eigentlich die Studierenden, welche gebraucht werden.» 17‘000 Absolventen würden heute in der Wirtschaft arbeiten, auch das sei ein Zeichen für den Erfolg der FHNW, so der Direktionspräsident Crispino Bergasmachi.
FH und Uni: Wie zwei Geschwister
Die erfolgreiche Zusammenlegung betrachten Bergamaschi und Renold als den grössten Erfolg der FHNW. Niederlagen habe es in dieser Zeit eigentlich keine gegeben, einzig schwierige Moment: Weil man zum Beispiel immer wieder erklären musste, warum es die FHNW brauche, oder warum Forschung wichtig sei und dass man sich – auch diese Kritik gab es – zu stark den Universitäten annähere.
Dieses Abgrenzungsproblem spürt auch Hans Zbinden. Er war früher SP-Nationalrat und Präsident der Eidgenössischen Fachhochschulkommission. «Es ist wie ein Verhältnis zwischen der grossen Schwester und dem kleinen Bruder», so Zbinden. Er bewundert sie, möchte sich aber auch abgrenzen.
Eigene Kultur fehlt
Noch mehr Handlungsbedarf sieht Zbinden aber in einem anderen Punkt: Die FHNW ist, wie andere Fachhochschulen auch, verhältnismässig schnell gewachsen. Eine «eigene Kultur» konnte dabei nicht entstehen. Zu stark sei eine Schule in dieser Zeit damit beschäftigt, sich gegen aussen zu verkaufen und zu behaupten.
Jetzt sei dieses Pionierprojekt erfolgreich gestartet, sagt Zbinden. Und nun sei es an der Reihe, sich vermehrt gegen innen zu entwickeln. Dazu gehöre auch, ein Profil zu entwickeln, um sich von anderen Fachhochschulen der Schweiz abzuheben. Denn: «Die meisten Fachhochschulen bieten praktisch alle Disziplinen an, und ähneln sich daher stark», so Hans Zbinden.
Hans Zbinden wünscht sich «mehr Demut»
Und noch etwas könnte die FHNW gemäss Zbinden lernen: Demut. Er gebe nicht so viel auf Rankings, erklärt der frühere Dozent und Nationalrat. Man müsse nicht zu stark gegen aussen glänzen. Auch nicht mit zu opulenten Gebäuden, wie das aktuell ein bisschen der Fall sei. «Herr und Frau Meier finden zwar beim Vorbeilaufen den Campus Brugg-Windisch sicher schön, aber diesen Luxus haben viele nicht annähernd zu Hause.»