Mahnfeuer entlang der geplanten Neubaustrecke, brennende Kreuze aus Holz und eine Flut von 7000 Einsprachen gegen die Linienführung: Für das Herzstück der Bahn 2000 von Mattstetten über den Kanton Solothurn bis nach Rothrist wurde viel Geduld, Zeit und Geld verwendet. Zehn Jahre sind seit der Eröffnung der Neubaustrecke vergangen. Zeit für einen Rückblick.
Bevölkerung war skeptisch
Als in den 1980er-Jahren die SBB ihre Pläne für eine neue Bahnstrecke im Mittelland bekannt gab, gingen die ersten Reaktionen vielerorts in die gleiche Richtung: Sätze wie «So etwas brauchen wir nicht», «Das rentiert niemals» oder «Da geht viel zu viel Kulturland verloren» fielen häufig an Gemeindeversammlungen.
Besonders im Solothurner Wasseramt und im Berner Oberaargau war die Stimmung angeheizt. Ein Bauer namens Ruedi Misteli aus dem solothurnischen Etziken erklärte, seine Existenz sei bedroht, wenn die Bahn sein Land durchschneide.
Abstimmungs-Ja entschärfte Situation nicht
Doch am 6. Dezember 1987 sprach sich das Schweizer Stimmvolk für die Bahn 2000 aus. Ein Jahrhundertprojekt mit Kosten von gegen sechs Milliarden Franken wurde vom Volk genehmigt mit 56 Prozent Ja-Stimmen. Die Kantone Solothurn und Bern sagten Nein und kämpften weiter gegen das Anliegen. Wichtiges Kulturland werde zerstört und der Zuglärm sei eine Zumutung für die Bevölkerung, so die Argumentation.
Die Gespräche mit der SBB seien damals schwierig gewesen, erinnerte sich in einem alten Interview von 2004 Otto Bitterli. Er war damals Präsident der Solothurner Gemeinde Hersiwil, die mittlerweile fusioniert hat und nun Drei Höfe heisst. «Wir trafen Vertreter der SBB für eine Besichtigung vor Ort. Am Ende des Tages erklärte uns die SBB, dass sie für keinen einzigen Punkt Verständnis hätte. Da kochten wir innerlich schon ein bisschen vor Wut», so Bitterli. Man habe sich danach ein Bier gegönnt, um den Frust wegzuspülen. Später dann seien die Gespräche mit der SBB angenehmer und ergiebiger geworden.
Der Gang vors Bundesgericht
Ein Grund dafür war die Ergreifung von juristischen Mitteln: Die Solothurner Gemeinden Etziken und Recherswil gingen in den 1990er-Jahren – zusammen mit dem Kanton Solothurn – bis vor Bundesgericht. Zwar ohne Erfolg, doch kurz darauf fing man bei den SBB an, mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten und suchte Lösungen – mitunter auch dank Druck vonseiten des Bundes.
Heute ist man in der Region zufrieden mit dem Erreichten. «So wie es ist, ist es gut», sagt Alt-Gemeindepräsident von Etziken, Roman Schreier. Auch die Bauern im Dorf – inklusive Ruedi Misteli – hätten heute mehr Land als vorher. Kein Bauer habe wegen der Bahn 2000 seinen Betrieb schliessen müssen.