Dieses Mal war der Aufmarsch der Kritiker zu klein, um den Verkauf des Zuchwiler Widi-Areals zu stoppen. 284 Stimmbürger sagten Ja zum Verkauf, 93 sagten Nein. Zuchwil darf das Areal, auf dem aktuell noch mehrere Sportvereine trainieren, also verkaufen.
Der zweite Anlauf
Bereits 2014 war der Widi-Verkauf an der Gemeindeversammlung traktandiert und das wurde ein turbulentes Geschäft. Damals ging die Versammlung nämlich zunächst gar nicht auf das Geschäft ein, 247 Stimmbürger wiesen es zurück. Am Schluss der Versammlung stellte ein Gemeinderat allerdings einen Rückkommensantrag, und weil rund 140 Stimmberechtigte den Saal schon verlassen hatten, kam dieser durch. Der Verkauf wurde dann aber in der Schlussabstimmung zwecks Überarbeitung dennoch an den Gemeinderat zurückgewiesen.
Jetzt ist der Verkauf also unter Dach und Fach: 6,6 Millionen Franken streicht die Gemeinde durch den Landverkauf ein, 4 Millionen davon gehen direkt zurück an die Sportvereine. Sie sollen mit diesem Geld einen Ersatz bekommen für die Fläche, die sie durch den Verkauf verlieren.
«Ein Glücksfall»
Rund 390 stimmberechtigte Zuchwilerinnen und Zuchwiler waren am Montagabend in die Dreifachturnhalle zur Gemeindeversammlung gekommen. Gemeindepräsident Stefan Hug erklärte zu Beginn nochmals die Wichtigkeit des Projekts. Es sei ein «Glücksfall», dass die Investorin, die Anlagestiftung der Swiss Prime Site (SPA) aus Olten, das Stück Land kaufen wolle. Aus mehreren Gründen.
Der SPA gehört bereits das angrenzende grössere Sulzer-Industrieareal. Zusammen mit dem Widi-Areal plant die SPA nun ein neues Quartier innerhalb der nächsten 15 bis 25 Jahre.
Die ersten Wohnungen sollen laut Hug bereits 2018 bezugsbereit sein. Ausserdem, so Hug, habe die Investorin schon jetzt viel investiert und gezeigt, wie ernst es ihr ist. Und: Die SPA will nicht nur Wohnungen und Gewerbe auf dem Landstück ansiedeln, sondern plant auch eine Parkanlage.
Pro und Contra
Weitere Stimmbürger meldeten sich nach der Einführung von Hug zu Wort. Beispielsweise SP-Gemeinderat Patrick Marti, der vor vielen leeren Wohnungen warnte im künftigen neuen Quartier von Zuchwil. Das riesige Bauprojekt mit fast 600 Wohnungen solle doch etappenweise realisiert werden, führte Marti weiter aus. Und: Der Landpreis von 212 Franken pro Quadratmeter sei zu tief, man hätte mehr als die 6,6 Millionen Franken für das Widi-Areal lösen können, so Marti.
Zu Wort meldeten sich aber auch Befürworter. Es sei wichtig, jetzt die Weichen zu stellen für Zuchwil. Und der jetzige Zustand sei ja auch nicht gerade rosig, führte beispielsweise der Zuchwiler Thomas Zuber aus.
Schliesslich stimmten 284 Zuchwiler für den Landverkauf, 93 waren dagegen bei 5 Enthaltungen. Ein klares Verdikt. Das raumplanerische Teilleitbild für das Quartier wurde vom Stimmvolk noch deutlicher gutgeheissen, nur einige wenige Stimmbürger waren dagegen.
Enttäuschung beim FC
Entsprechend erleichtert war Gemeindepräsident Stefan Hug nach der Gemeindeversammlung. «Ich hatte nicht mit einem so klaren Ergebnis gerechnet und war den ganzen Tag über nervös», erklärte er nach der Abstimmung.
Und was sagt der FC Zuchwil? Mehrere Exponenten des Vereins waren bis zuletzt kritisch gegenüber dem Projekt. FC Zuchwil Präsident Mike Marti hatte zuletzt damit gerechnet, dass der Verkauf durch kommt. «Mehrere Kritiker liessen sich von den Argumenten des Gemeinderats überzeugen», so Marti.
Widi-Areal füllte Leserbriefseiten
Das Thema hatte für viel Zündstoff gesorgt: Denn die Fussballer, welche auf dem Areal neben anderen Vereinen ihr Spielfeld haben, wollen nicht einfach so ihre Heimat aufgeben. Man habe mit viel ehrenamtlicher Arbeit und finanziellem Aufwand beispielsweise ein Clubhaus auf dem Widi-Areal gebaut, so der Fussballclub.
Auch in den Leserbriefspalten war der Verkauf des Widi-Areals ein Thema, zwölf Briefe erschienen alleine in der «Solothurner Zeitung» innerhalb der letzten Woche. Für den Verkauf hatten sich zuletzt beispielsweise der Zuchwiler SVP-Präsident, eine grüne Gemeinderätin wie auch der ehemalige, langjährige Gemeindepräsident ausgesprochen.
Kritische Stimmen waren von Vertretern des Zuchwiler Fussballclubs zu hören. Die Absichtserklärung, wonach der FC und weitere Vereine einen neuen Standort erhalten, sei nichts wert, weil rechtlich nicht verbindlich. Auch die Interessengemeinschaft «Pro Widi» hatte sich zu Wort gemeldet und befürchtet, man gebe den Investoren zu viel Freiheit und die neuen Wohnungen würden am Schluss leer stehen.